Haitham Roumia

Lampenfieber vor dem Sprachtest

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Berlin -

Der Apotheker Haitham Roumia floh mit Frau und Tochter von Syrien nach Köln. Nach langer Suche fand er in der Paradies-Apotheke ein Praktikum – und sogar eine Stelle für sein Praktisches Jahr (PJ). Im Februar soll es losgehen. Aber bis dahin steht für den Apotheker noch eine entscheidende Prüfung an.

Roumia ist aufgeregt: Im kommenden Monat steht eine Fachsprachenprüfung an. Dabei muss er zeigen, dass er in der Apotheke sicher auf Deutsch kommunizieren kann. Die bestandene Prüfung ist in Nordrhein-Westfalen zwar nicht für das PJ, aber für die Approbation notwendige Voraussetzung.

In drei Situationen muss Roumia in dem etwa zweistündigen Test vor Mitarbeitern der Bezirksregierung Köln seine Sprachfähigkeiten beweisen: Er muss eine auf Deutsch verfasste Rezeptur herstellen, einen Fachartikel mit einem Kollegen besprechen und ein simuliertes Kundengespräch führen. „Als ich das alles erfahren habe, war ich kurz geschockt“, gibt Roumia zu. „Ich dachte, dass ich nur einen normalen Sprachtest machen muss.“ So habe es ihm ein syrischer Freund geschildert, der in Mainz seine Approbation erhalten hat.

Roumia war klar, dass er für den Test neben dem C1-Deutschkurs, den er und seine Frau derzeit belegen, auch eine intensive fachliche Vorbereitung benötigte. Sein Praktikum in der Paradies-Apotheke hatte er bereits vor einigen Monaten beendet. Mit Inhaber Dirk Vongehr vereinbarte er aber, zweimal pro Woche nachmittags als Hospitant zu kommen. Nun hört er den Kollegen bei Kundengesprächen zu und lernt dabei die wichtigsten pharmazeutischen Vokabeln.

Auch Roumias Frau ist Apothekerin und hospitiert; sie hat ihre Sprachprüfung noch eine Woche vor ihm. Die beiden wechseln sich mit der Nachmittagsbetreuung ihrer kleinen Tochter ab. Daher kann Roumia nicht jeden Tag in die Apotheke kommen.

Vormittags geht die Zweijährige in den Kindergarten. Dort lernt sie Deutsch. „Die Erzieherin hat uns gesagt, dass wir mit ihr zu Hause Arabisch reden sollen – damit wir ihr nichts Falsches beibringen“, sagt Roumia und lacht.

Roumias Eltern sind immer noch in Syrien: „Sie wollen nicht weg.“ Es belastet ihn, dass er manchmal wochenlang keinen Kontakt zu ihnen hat. „Der Strom ist so oft weg“, erklärt er. Roumia und seine Frau stellen sich dennoch regelmäßig die Frage, ob sie nach Syrien zurückkehren würden, wenn sich die Lage dort entspannt. „Dabei denken wir vor allem an unsere Tochter. Wenn wir zum Beispiel in fünf Jahren zurückgehen: Wäre das okay?“, fragt er sich. Eine Antwort darauf weiß er nicht.

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