Würzburg

Flügel in der Freiwahl

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Berlin -

In der Würzburger Eulen-Apotheke können Kunden in die Tasten hauen. Seit rund einem Monat steht mitten in der Offizin ein Flügel aus dem Jahr 1909. So verbindet Apotheker Rolf Schindler seine Leidenschaft für Musik und Pharmazie. Er selbst besitzt und spielt zahlreiche Instrumente.

Viele Apotheker mit großer Offizin versuchen, den Platz möglichst effektiv zu nutzen. Ein Regal mit Kosmetikartikeln hier, ein zweites mit Nahrungsergänzungsmitteln dort und, wenn noch ein Stückchen Fläche übrig geblieben ist, ein drittes mit Baby-Produkten. Doch Schindler hatte etwas anderes im Sinn. Statt die Freiwahl seiner Eulen-Apotheke zu vergrößern, stellte er einen Flügel mitten in die Offizin.

Den waschechten Würzburger, der in seiner Heimatstadt Pharmazie studiert hatte, wurmt es, dass mehr und mehr Menschen im Internet einkaufen, weil ihnen Billigpreise wichtiger ist als fachliche Beratung sind. So hat er nun ein wohlklingendes Lockangebot in seiner Apotheke. Das war für Schindler naheliegend, denn als Hobbys pflegt er neben Jagd und der Kultur der Weinbruderschaft die Musik.

Am Flügel aus dem Jahr 1909 haben inzwischen schon viele Kunden – egal ob alt oder jung – Platz genommen und gespielt. Mindestens vier bis fünf Hobbymusiker trauen sich täglich an das Instrument, darunter offenbar besonders viele Studenten. „Meistens haben sie kleine Wohnungen oder WG-Zimmer und keinen Platz für ein Klavier“, sagt der Apotheker. „Viele haben nicht viele Gelegenheiten zu spielen und freuen sich sehr.“ Neulich sei ein Kunde extra in die Apotheke gekommen, um mit dem Apothekenchef ein Musikstück für vier Hände zum Besten zu geben. „Das müssen wir aber noch etwas üben“, so Schindler.

Sein neuer alter Flügel kommt aus der Werkstatt von Carl Scheel, „Hoflieferant Seiner Majestät des Kaisers und des Königs aus Cassel“. Vorher musste das gute Stück sein Dasein im Keller der Apotheke fristen. „Dort haben wir unser Nachtdienstzimmer“, erklärt der Apotheker. „Da stand es schon seit Langem, zusammen mit weiteren Klavieren und einer Orgel.“ Insgesamt hat der Apotheker rund 60 Instrumente. Doch er besitzt sie nicht nur, er spielt auch so gut wie alle Instrumente – von der Harfe bis zum Hackbrett, von der Posaune bis zum Klavier, an dem er schon als kleiner Junge saß.

Das Klavier ist sein Lieblingsinstrument. „Wir waren fünf Buben in der Familie“, sagt Schindler. „Wenn wir alle im Bett waren, ging unsere Mutter in den Keller und spielte Klavier. Und wir hörten zu. Das Instrument ist also mit einer wertvollen Kindheitserinnerung verbunden.“

Warum hat der musikbegeisterte 68-Jährige sich in seiner Jugend für Pharmazie entschieden? „Mit Musik Geld zu verdienen ist und war schwierig“, berichtet er. „Außerdem wollte ich schon immer mein eigener Chef werden.“ Da er sich für Naturwissenschaften begeistern konnte, habe er sich letztendlich für die Pharmazie entschieden.

Auch wenn er sich ursprünglich aus eher pragmatischen Gründen für den Beruf des Apothekers entschieden hat, ist inzwischen eine Liebe daraus geworden. „Trotz aller Herausforderungen kann ich mir mein Leben ohne Apotheke nicht vorstellen“, sagt Schindler. Längst ist aus einem Beruf eine Berufung geworden. Daher will er, solange es geht, hinter dem HV-Tisch der Eulen-Apotheke stehen: „Ein Künstler geht nie in Rente.“ Das gilt aus Schindlers Sicht sowohl für die Musik als auch für die Pharmazie.

Das richtige Taktgefühl ist auch beim Gesangswettbewerb „Revoice of Pharmacy“ von APOTHEKE ADHOC und GeloRevoice wichtig. Interessierte können sich hier bewerben. Auch in der dritten Staffel wartet auf die Finalisten ein dreitägiger exklusiver Workshop in Berlin. Wer gerne und gut singt, wird staunen, was in einem Tonstudio, mit Übung und professionellen Tipps aus einer Stimme zu holen ist.

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