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Dipat: Das eigene Schicksal digital absichern

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Berlin -

Mit dem eigenen Tod setzt sich niemand gern auseinander. Entsprechend wenige Menschen befassen sich mit Patientenverfügungen. Das Berliner Start-up Dipat will Abhilfe schaffen: Einfach, sicher und digital kann man dort festlegen, was mit einem passieren soll, wenn das Herz aufhört, zu schlagen. Dafür hat das Unternehmen bei VISION.A 2018 einen Award in der Kategorie Biz.Vision für wegweisende Business-Lösungen bekommen.

Nur 3 Prozent der bisherigen Patientienverfügungen sind tatsächlich wirksam, denn teilweise reichen sogar unvollständige Unterlagen, damit den Ärzten die Hände gebunden sind. Gleichzeitig wünschen sich einer Forsa-Umfrage zufolge 74 Prozent der Deutschen ein solches Dokument: Es gibt also nicht nur Gutes zu tun, sondern auch einen großen Markt zu erschließen. Deshalb gründete der Notarzt Paul Brandeburg 2015 gemeinsam mit Juristen, Psychologen und Programmierern Dipat – der Name steht schlicht für digitale Patientenverfügung.

Das Start-up sieht sich als digitaler Komplett-Dienstleister für Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht, Organspendeangaben und medizinische Notfallinformationen wie Kontaktdaten von Bezugspersonen, Vorerkrankungen und Medikamenten. Auf dem Portal kann man alle Dokumente fachlich korrekt und laufend aktualisieren sowie von medizinischem Personal abrufen lassen. Für 48 Euro erhält man eine einjährige Mitgliedschaft, die teilweise von den Krankenkassen erstattet wird. Für Mitarbeiter in Gesundheitsberufen – auch Apotheker und PTA – ist es kostenlos.

Besonders in extremen Notsituationen soll sich die Stärke der digitalen Patientenverfügung zeigen – nämlich dann, wenn es buchstäblich um Leben und Tod geht. Mit Vertragsschluss erhält man einen Sticker für die Versichertenkarte, der den digitalen Zugang zur Verfügung enthält. So können beispielsweise während der Versorgung durch den Notarzt die Entscheidungen getroffen werden, die der Nutzer zuvor festgelegt hat.

Seit 2016 bietet Dipat zusätzlich einen speziellen Service für Angehörige: Wird die Patientenverfügung eines Nutzers abgerufen, bekommen festgelegte Vertrauenspersonen automatisch eine E-Mail und eine SMS. „So können wir sicherstellen, dass ein Abruf der Patientenverfügungen unserer Nutzer sofort bemerkt wird und deren Vertrauenspersonen schnell über einen Notfall informiert werden“, sagt Brandenburg, der Geschäftsführer ist. Zusätzlich schützt der Service vor Missbrauch: Sollte jemand unberechtigte Einsicht in die Online-Patientenverfügung haben, wird das durch die Benachrichtigungen schnell bemerkt. „Denn uns ist bewusst, dass es vielen Menschen Sorgen bereitet, ihre Daten beziehungsweise ihre Behandlungswünsche im Internet zu wissen.“

Einer der wichtigsten Geldgeber des Unternehmens ist die Madsack-Gruppe, in deren Zeitungen vergangenes Jahr für Dipat geworben wurde. Das Patientenverfügungsportal setzte bei der Kampagne nicht auf Schockbilder von Intensivstationen oder Komapatienten, sondern auf „Alte Meister“: In drei Gemälden von Jean-Francois-Pierre Peyron, Friedrich von Amerling und Louis Gallait hatte die Werbeagentur Voss lebenserhaltende Gerätschaften platziert.

Die Verfremdung durch die modernen Geräte sollte den Betrachter irritieren und ihm die Situation bewusst machen, ohne durch Schock oder Ekel abzuschrecken. Ein Arzt hatte zusätzlich ein Auge darauf geworfen, dass die Apparate realistisch aussehen. Neben der Sensibilisierung für das Thema wollte das Portal mit der Kampagne seine Anzahl von damals 3000 Nutzern erhöhen. Auch Dank eines mittlerweile professionalisierten Vertriebs mit Kooperationspartnern aus der Versicherungs- und Beratungsbranche ging der Plan auf. Mittlerweile hat Dipat rund 7000 Kunden.

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