Celesio

Mähr passt nicht mehr

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Berlin -

Wolfgang Mähr ist der letzte verbliebene Celesio-Vorstand aus der Ära Oesterle. Das liegt vermutlich daran, dass im Management keiner den Markt so gut kennt wie er. Doch auch seine Tage könnten gezählt sein. Konzernchef Markus Pinger will die Führungsstrukturen umbauen, und offenbar gibt es Streit darüber, welche Aufgaben für den heutigen Leiter der Großhandelssparte übrig bleiben. Am Ende könnte Mähr aus dem Unternehmen gedrängt werden.

„End-to-end Supply Chain“ heißt Pingers Reformkonzept für Celesio, was soviel bedeutet wie: Von der Rampe an der Fabrik des Herstellers bis zum Kassenbon in der Apotheke bietet der Konzern alles, was die Kunden wünschen. Celesio wird vom Händler zum Dienstleister, und Kunde kann vom Lieferanten bis zum Patienten jeder werden. Jeder bekommt das, was er braucht. Ganz ähnlich funktionieren in anderen Branchen Konzerne wie Arvato, die von der Logistik über das Call Center und das Kundenkartensystem jede Leistung anbieten.

Entsprechend wenig Sinn macht die bisherige Aufteilung des Geschäfts bei Celesio in Großhandel, Apotheken und Dienstleistungen für die Industrie. Denn jedes Produkt, das der Konzern einem Hersteller abnimmt, durchläuft irgendwann die gesamte Lieferkette. An dieser Sicht gibt es auch bei Celesio keine Zweifel.

Sachdienlicher für den integrierten Ansatz („Optimierung des Materialflusses“) wären also Ressorts, wie sie in der Industrie bekannt sind: Marketing und Vertrieb etwa oder Produktion und Logistik. Dazu kommt die Verantwortung für bestimmte Länder und Märkte.

Bereits bei Beiersdorf hatte Pinger die Zuständigkeiten aufgebrochen und alle produktbezogenen Bereiche – von Forschung bis zur Vermarktung – zusammengezogen. Am Ende gab es Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Dass Pinger als ausgewiesener Experte für den Bereich Lieferkette in der neuen Struktur wichtige Funktionen an sich ziehen wird, gilt als sicher. Zumal er bei Celesio das Kerngeschäft stärken will.

Denkbar ist daher, dass Mähr sich mehr erhofft hat, als beispielsweise im Hintergrund für eine reibungslose Logistik zu sorgen. Immerhin hat er den Bereich in den vergangenen Jahren maßgeblich mit aufgebaut und den Konzern auch nach außen vertreten. Mähr hatte in Wien Pharmazie studiert und danach für die österreichische Genossenschaft Herba Chemosan gearbeitet. Als Vorstandschef hatte er 2001 die Übernahme durch Gehe/Celesio eingefädelt; das Nachsehen hatte damals die Sanacorp. Bis 2006 war Mähr dann für das Großhandelsgeschäft in Deutschland verantwortlich, bevor er in den Celesio-Vorstand geholt wurde.

Bei Celesio wollte man keine Stellung zu den Berichten geben. Ohnehin wurde man von der neuerlichen Indiskretion im eigenen Haus offenbar kalt erwischt. Eigentlich wollte Pinger sich Zeit für den Umbau nehmen. Nun muss er mit seinen Plänen vermutlich bald an die Öffentlichkeit.

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