Antidementiva

Alzheimer: Antikörper gegen Plaques

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Berlin -

Die Entstehung der Alzheimer-Krankheit wird zurückgeführt auf die Bildung von Plaques, die aus β-Amyloid (Aβ) bestehen. Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben in Zusammenarbeit mit weiteren Kollegen Antikörper gegen diese Eiweißablagerungen entwickelt, die für die Symptome verantwortlich gemacht werden. Diese könnten künftig als potenzielle Wirkstoffe gegen die unheilbare Erkrankung eingesetzt werden.

Frühere Studien zeigen, dass Pyroglutamat-3-Amyloid-β (AβpE3) das hauptsächliche Ablagerungsprodukt im Gehirn von Alzheimer-Patienten ist. Forscher konzentrieren sich seit einigen Jahren auf diese Peptide und betrachten diese als Target für eine Antikörper-Therapie. Die Wissenschaftler der MLU, des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI und der in Halle ansässigen Firma Probiodrug stellen im „Journal of Biological Chemistry“ ihre Studienergebnisse vor. Sie zeigen, dass die von ihnen entwickelte Antikörper AβpE3 erkennen und die Bildung der Fibrillen hemmen – zumindest in In-vitro-Versuchen.

Die Pathogenese der Erkrankung ist nicht vollständig geklärt. Man geht davon aus, dass die Vorläufer der amyloiden Plaques zu den wahrscheinlichsten Ursachen für das Entstehen von Alzheimer zählen. „Besonders gefährlich ist hierbei eine speziell modifizierte Art des β-Amyloid-Peptids. Diese verklumpen aufgrund ihrer Struktur sehr schnell und lagern sich dann im Gehirn ab“, sagt Professor Dr. Milton T. Stubbs vom Institut für Biochemie und Biotechnologie der MLU. Zusammen mit der Außenstelle für Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung des Fraunhofer IZI in Halle (IZI MWT) sowie Probiodrug leitete er die neue Studie.

Den Fokus legt Probiodrug auf neue Therapieansätzen in der Alzheimer-Krankheit. Kürzlich hat das Unternehmen die vielversprechenden Ergebnisse der SAPHIR-Studie vorgestellt, in der 120 Patienten im leichten Stadium einen Glutaminylzyklase-Inhibitor (PQ912) zweimal täglich in einer Dosierung von 800 mg erhielten. Der Wirkstoff hemmt die Entstehung des modifizierten Peptids und dessen Ablagerungen im Gehirn.

Die Arbeit der halleschen Wissenschaftler und von Probiodrug ergänzt dieses Konzept: „Unser neuer Antikörper-Wirkstoff soll dann wirken, wenn die gefährlichen Peptide bereits im Körper gebildet wurden. Das kann man sich wie einen Staubsauger vorstellen, der die Stoffe aus dem System entfernt“, so Dr. Inge Lues, Chief Development Officer bei Probiodrug und Co-Autorin der Publikation. Die präklinische und klinische Entwicklung dieses Antikörpers erfolgt durch Probiodrug.

Die Arbeitsgruppe von Stubbs analysierte im weiteren Schritt die molekulare Struktur des Antikörpers sowie den Mechanismus der Erkennung schädlicher Peptide. „Die Arbeiten zeigten, dass der neue Wirkstoff gut dazu geeignet ist, genau die schädlichen Peptid-Strukturen zu erkennen, was zu weniger Nebenwirkungen führen sollte“, so Professor Dr. Hans-Ulrich Demuth, Leiter des IZI MWT. Außerdem haben die Forscher erstmals detailliert die Struktur einer schädlichen Form des Peptids entschlüsselt: Sie haben herausgefunden, dass die Modifikation in dem Peptid zu einer hydrophoben Struktur führt, die erklären könnte, warum sie so schnell aggregieren.

Bislang gibt es noch kein Arzneimittel, das die Krankheit heilen kann. In der Therapie kommen beispielsweise Acetylcholinesterase-Hemmer zum Einsatz, die den Abbau von Acetylcholin an der Synapse verzögert. Der Transmitter sorgt für die Signalübertragung an der Nervenzelle sorgt. Außerdem kann der NMDA-Antagonist Memantin die Nervenzellen vor einem übermäßigen Einstrom des Neurotransmitters schützen. Eine Überbelastung würde zu einem Absterben der Nervenzellen führen. Weiterhin können Ginkgo-Präparate in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit verwendet werden.

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