Arzneimittelhersteller

Fleischkonzern gibt Heparin-Produktion wieder auf

, Uhr
Berlin -

Der Fleischkonzern Tönnies beendet seinen Ausflug in die Pharmabranche. Fünfeinhalb Jahre nach der Übernahme von Pharma Action hat der Familienkonzern das Berliner Unternehmen für einen zweistelligen Millionenbetrag an den spanischen Hersteller Bioiberica verkauft.

Pharma Action bleibt dennoch in deutscher Hand: Bioiberica gehört zur Saria-Gruppe, die wiederum zur Rethmann-Gruppe gehört – mit mehr als 60.000 Mitarbeitern einer der größten deutschen Familienkonzerne. Das spanische Unternehmen ist Weltmarktführer in der Heparin-Produktion, eigenen Angaben zufolge produziert es 20 Prozent des globalen Bedarfs. Wie viel genau Tönnies für Pharma Action erhalten hat, wurde nicht bekanntgegeben.

Anderthalb Jahre nach dem Kauf im Mai 2013 hatte Tönnies ein für 25 Millionen Euro errichtetes Werk im westfälischen Rheda-Wiedenbrück eröffnet. Darin produzieren 20 Mitarbeiter den Rohstoff für Heparin aus der Darmschleimhaut von Schweinen hergestellte Polysaccharide, die hemmend auf die Blutgerinnung wirken. Im Berliner Werk weiterverarbeitet wird daraus der Wirkstoff Heparin, der zur Prophylaxe und in der Therapie von Gerinnungsstörungen wie Embolien und Thrombosen eingesetzt wird.

Mit der Heparin-Produktion wollte Tönnies das Wertschöpfungspotential von Schlachtresten erschließen. Und das lief offenbar wirtschaftlich nicht unbedingt schlecht: Das Umsatzziel von 60 bis 70 Millionen Euro soll Pharma Action in diesem Jahr voraussichtlich erreichen. Allerdings sollen sich die Erwartungen in die internationale Vermarktung nicht erfüllt haben. Pharma Action soll nicht ausreichend mit Pharmakonzernen als Abnehmern des Wirkstoffs vernetzt sein.

Statt auf Pharma will Tönnies in Zukunft auf die Veredelung von Schlachtresten zu Gelatine und Nahrungsergänzungsmitteln setzen. Dieser Bereich soll weiter ausgebaut werden, unter anderem mit einem „Veredelungspark“ mit bis zu 400 Mitarbeitern. Auch nach dem Verkauf an Bioiberica will der Wurstproduzent das Werk mit Darmschleim beliefern.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
China verunsichert Unternehmen
Neue Engpässe wegen Anti-Spionagegesetz?
Mehr aus Ressort
Nachfolge noch nicht bekannt
Seifert verlässt Alliance
Frankfurter Wettbewerbszentrale vs. Katjes
Klimaneutral: BGH prüft Kriterien für Werbung

APOTHEKE ADHOC Debatte