Innovationsfonds

Zur Rose geht leer aus

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Berlin -

Zu Rose ist bei der ersten Förderrunde des Innovationsfonds leer ausgegangen. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC haben sowohl die Versandapotheke und ihre Projektpartner als auch die Bayerische Telemed Allianz (BTA) aus Ärzten und Apothekern Absagen erhalten. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang weder vom Projektbüro noch von den Beteiligten.

Mit ihrem Projekt „eRx“ hatten sich Zur Rose, der Kassendienstleister GWQ und der Deutsche Hausärzteverband (HÄV) als Konsortialführer um Fördermittel aus dem Innovationsfonds beworben. Sie sahen ihren Antrag für Modellprojekte zum E-Rezept in Bremen und Bayern vom Bereich der Telemedizin abgedeckt.

Dem Vernehmen nach hatten Zur Rose & Co. 24 Millionen Euro beantragt – womöglich war man einfach zu gierig für die erste Runde. Schon die Kosten für das Projektmanagement sollen in Millionen gegangen sein; hier hatten die Projektpartner den ehemaligen Gematik-Chef Professor Dr. Arno Elmer an Bord. Für die Verantwortlichen beim Innovationsfonds um den Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken, wäre ein Zuschlag wohl schwer zu vertreten gewesen.

Der Antrag scheiterte womöglich aber auch deswegen, weil die Partner keinen Machbarkeitsnachweis vorweisen konnten. Gemeinsam mit dem Schmerzzentrum in Berlin hatte die Versandapotheke einen Testlauf aufgelegt; die Patienten sollten mit Boni gelockt werden. Doch der Versuch wurde beendet, bevor er richtig in Fahrt kommen konnte.

Ähnliche Probleme hatte der wohl noch in letzter Minute mit heißer Nadel gestrickte Antrag der BTA. Die gemeinsame Iniative von Gesundheitsministerium, Ärzten und Apothekern hat sich seit 2014 der Telemedizin verschrieben. Hier sollte ebenfalls ein Modellprojekt zum E-Rezept durchgeführt werden, allerdings sollte keine Versandapotheke dabei sein, stattdessen sollten Kunden von Lauer-Fischer mitmachen.

Während die Technologie bereits ausgereift war, soll im Antrag die Umsetzung in Praxis und Apotheke weitgehend im Unklaren geblieben sein. Da auch hier ein Betrag von rund zehn Millionen Euro aufgerufen wurde, kam die Absage.

Stattdessen sollen Zuschläge vor allem für Konzepte erteilt worden sein, die bereits verprobt sind. 6,3 Millionen Euro gab es etwa für das Projekt Invest Billstedt/Horn, mit dem die gesundheitlichen Chancen der Bevölkerung in zwei sozial benachteiligten Hamburger Stadtteilen verbessert werden sollen. Auch die Projekte „Pramono Supantia“, „Strukturmigration im Mittelbereich Templin (StimMT)“, „Rheuma-VOR“ und ein Projekt des Zentrums für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) am Klinikum rechts der Isar werden gefördert. Für die Evaluation des Selektivvertrags „Gesundes Kinzigtal“ wurden wohl ebenfalls Gelder zur Verfügung gestellt.

Das Modell aus Bayern soll nun möglicherweise lokal vorangetrieben werden. BTA-Geschäftsführer Professor Dr. Siegfried Jedamzik sieht eine große Chance für die Apotheken und ist entsprechend enttäuscht über die Absage. Er hatte 100 Apotheken und 250 Ärzte an Bord. Neben dem Softwarekonzern CompuGroup Medical (CGM) wäre auch eine Zusage von Medatixx möglich gewesen. Aufgeben will Jedamzik nicht: Über Selektivverträge mit Ärztenetzen und angeschlossenen Apotheken könnte das Konzept doch noch in die Erprobung gehen.

Für Zur Rose ist die Absage dagegen besonders bitter. Die digitale Übermittlung von Rezepten ist für Versandapotheken ein wichtiger Schlüssel im Rx-Geschäft. Gegenüber seinen Investoren und mit Blick auf einen möglichen Börsengang im kommenden Jahr muss Firmenchef Walter Oberhänsli mehr vorweisen als ein regionales Projekt mit einzelnen Praxen. Denkbar, dass sich die Versandapotheke im kommenden Jahr an der zweiten Runde beteiligt.

Oberhänsli hatte – neben dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni – die Entscheidung im Innovationsausschuss mit Spannung erwartet. „Dieser Oktober ist der verrückteste Monat in meinem Berufsleben“, sagte er kurz vor Bekanntgabe gegenüber der NZZ am Sonntag. „Das Papierrezept ist für uns neben der veralteten Preisbindungsstruktur eine zweite relevante Hürde im deutschen Markt.“ Solange Kunden das Rezept mit der Post an die Versandhändler schicken müssten, scheine der Weg zur nächsten Apotheke deutlich weniger mühsam, die Ersparnis auf den Preis nicht hoch genug.

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