Innovationsfonds

Hamburg räumt 22 Millionen Euro ab

, Uhr
Berlin -

Mit gleich drei Projekten hat der Innovationsfonds Hamburg bedacht: Aus dem Fördertopf fließen so insgesamt 22 Millionen Euro in die Hansestadt – rund 10 Prozent des Gesamtvolumens. Es geht um bessere Angebote für sozial schwache Stadtteile, um ältere und pflegebedürftige Menschen und um psychisch Erkrankte.

Das Projekt „Gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung in Billstedt und Horn“ erhält rund 6,3 Millionen Euro, mit denen ein innovatives Versorgungsmanagement aufgebaut und Gesundheitsförderung sowie Prävention etabliert werden sollen. Die Ärzte in den Problemvierteln Hamburgs sollen damit entlastet und die ambulante wohnortnahe Versorgung gestärkt werden. In Billstedt und Horn leben viele Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen, der Anteil der Sozialhilfeempfänger und der Migranten ist höher als im Durchschnitt, der medizinische Versorgungsgrad dagegen niedriger als in anderen Stadtteilen.

Um die Situation zu verbessern, sollen die Akteure aus dem Gesundheitswesen enger als bislang zusammenarbeiten. Getragen wird das Projekt unter anderem vom Ärztenetz Billstedt-Horn, der Stadtteilklinik Mümmelmannsberg, der OptiMedis AG, dem NAV-Virchow-Bund und der AOK Rheinland/Hamburg. „Eine im letzten Jahr durchgeführte Analyse zeigte, dass die Bevölkerung in den beiden Stadtteilen früher und häufiger an chronischen Krankheiten wie Diabetes, COPD oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkrankt und auch früher stirbt“, so Alexander Fischer, Projektleiter bei der eigens für das Projekt gegründeten Managementgesellschaft Gesundheit für Billstedt/Horn UG.

Beide Stadtteile haben eine unterdurchschnittliche Haus- und Facharztdichte. Dies hat zur Folge, dass unter anderem die Zahl der Notaufnahmen in den Kliniken seit Jahren steigt. Die Gesundheitsversorgung in Billstedt und Horn soll im Rahmen des Projektes neu organisiert, der öffentliche Gesundheitsdienst integriert und der medizinische und soziale Sektor vernetzt werden. „Wir wollen in den kommenden Jahren die Versorgungsdefizite im ambulanten medizinischen Sektor mindern und den Zugang der Bevölkerung zur Gesundheitsversorgung verbessern“, betont Dr. Helmut Hildebrandt, Vorstand der OptiMedis AG, die zusammen mit dem NAV-VirchowBund die Idee zur Umsetzung gebracht hat.

Der Zugang der Bevölkerung zum Gesundheitssystem soll künftig erleichtert werden, indem beispielsweise ein Gesundheitskiosk an einem zentralen Ort in den Stadtteilen eröffnet wird. Dort sollen Gesundheitsberatung, Patientenschulungen oder Casemanagement niedrigschwellig angeboten werden.

Und die digitale Kommunikation zwischen den Ärzten sowie zwischen dem Arzt und seinen Patienten soll dazu beitragen, die Diagnostik und Therapie zu verbessern. So soll eine elektronische Patientenakte den Austausch von Patientendaten zwischen den behandelnden Ärzten ermöglichen und eine mobile Anwendung für ein Smartphone soll bei dem Transfer der Gesundheitsdaten zwischen Arzt und Patient helfen.

Das zweite Hamburger Pilotprojekt „NetzWerk LebenPlus“ (NWLP) im Stadtteil Eimsbüttel erhält rund 8,9 Millionen Euro und richtet sich an Menschen im hohen Alter und mit Pflegebedürftigkeit. Ihnen soll ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu Hause ermöglicht werden. Durch Vernetzung von Hilfsangeboten und gezielte Beratung und Begleitung soll für Menschen, die bislang vollstationäre Versorgung in einer Pflegeeinrichtung benötigten, ambulante Betreuung in den eigenen vier Wänden möglich werden. Das Netzwerk unterstützt auch pflegende Angehörige und erprobt den Einsatz von technischen Assistenzsystemen. Das Projekt wurde vom Albertinen-Krankenhaus und der Techniker Kasse beantragt.

Das dritte Projekt „Modell der sektorenübergreifend-koordinierten, schweregrad-gestuften Versorgung psychischer Erkrankungen“ (RECOVER) erhält 6,8 Millionen Euro. Ziel von RECOVER ist eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Unter anderem sollen Wartezeiten auf eine Behandlung verkürzt und ein sprach- und kultursensibles Angebot für Menschen mit Migrationshintergrund geschaffen werden.

Außerdem wird getestet, wie sich ambulante Versorgungsformen besser verknüpfen lassen. Geplant sind Zentren für Diagnostik und Krisenintervention, die eine sofortige Untersuchung anbieten und rund um die Uhr in akuten Krisenfällen Patienten betreuen. Das Projekt wird im Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) als großstädtische Region und in Itzehoe als einer ländlich-kleinstädtischen Region umgesetzt. Außer dem UKE und dem Klinikum Itzehoe beteiligen sich unter anderem auch die Verhaltenstherapie Falkenried MVZ GmbH, Forschungseinrichtungen und vier Krankenkassen.

Auch die Projekte „Strukturmigration im Mittelbereich Templin (StimMT)“, „Rheuma-VOR“ und ein Projekt des Zentrums für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) am Klinikum rechts der Isar werden gefördert. Für die Evaluation des Selektivvertrags „Gesundes Kinzigtal“ wurden wohl ebenfalls Gelder zur Verfügung gestellt. Leer ausgegangen sind dagegen die Modellprojekte für das E-Rezept von Zur Rose, dem Kassendienstleister GWQ und dem Deutschen Hausärzteverband (HÄV) sowie der Bayerischen Telemed Allianz (BTA).

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
G-BA vollzieht Verordnungsausschluss
Wegovy: Kampf verloren, Kasse zahlt nicht
Stiko-Empfehlung in Richtlinie übernommen
Ab Mai: Breiterer Impfschutz gegen Meningokokken

APOTHEKE ADHOC Debatte