Heiliges Medikament

Lutherol: Wer‘s schluckt, der stirbt

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Berlin -

Davon kann man konsumieren, so viel man möchte. Nebenwirkungen sind nicht bekannt, Überdosierung unmöglich. Nur schlucken sollte man Lutherol nicht, dann besteht Lebensgefahr. Es handelt sich nämlich um kleine Papier-Röllchen. Sie sind rezeptfrei und kosten sechs Euro.

Luthers schönste und fröhlichste Aussagen gibt es als „Breitband-Theologicum“. Mit dem Aufdruck „Seit 500 Jahren bewährt“ wirbt der Münchene Claudius Verlag für sein Produkt. Und hat auch gleich noch „Für Geist und Seele“ auf die Verpackung drucken lassen. Seit dem Verkaufsstart im Jahr 2015 sind 75.000 Packungen verkauft worden. Haltbarkeit: Bis an der Welt Ende.

Im Luther-Jahr wird das Breitband-Theologicum besonders gerne verschenkt. Nicht nur Menschen evangelischen Glaubens erfreuen sich an Sprüchen wie „Eine Lüge ist wie ein Schneeball. Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er“ oder „Die ganze Welt ist voller Wunder“.

Martin Luther war ein kluger Mann. Für fast jeden und jede Lebenssituation hatte er Weises oder Aufmunterndes parat. „Was Gott pflanzt, wird bleiben“ etwa. Oder: „Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tag ertappt.“ Der Claudius Verlag preist die Zusammensetzung der weisen Mini-Röllchen so an: 90 % Lutherzitate, 10 % Reform-Aktiv, mit der 4-fach-Wirkformel: Sola Gratia, Sole Fide, Solus Christus, Sola Scriptura. Wer braucht da noch Aspirin.

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