Österreich

Apothekerhotline für Sehbehinderte

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Ab 2011 bieten österreichische Apotheker Blinden und Sehbehinderten rund um die Uhr einen besonderen Service an: Künftig gibt es ein zentrales Callcenter, das den Betroffenen hilft, die nächstgelegene geöffnete Apotheke zu finden. Bei Fragen zur Arzneimittelanwendung sowie zu Neben- und Wechselwirkung verbindet die Zentrale direkt in die jeweilige Apotheke.

Mehr als 318.000 Blinde und Sehbehinderte gibt es in Österreich. Die Arzneimittelhotline geht auf eine EU-Verordnung zurück, die unter anderem den barrierefreien Zugang zu Medikamenteninformationen vorschreibt. 2005 kamen in Österreich die ersten Packungen mit Braille-Schrift auf den Markt. Der Inhalt der Packungsbeilage dagegen ist für Blinde und Sehbehinderte bislang nur schwer zugänglich.

In einem Tiroler Pilotprojekt konnten Betroffene bei Anwendungsfragen Anfang 2008 auf einem Handy anrufen, das von einer Apotheke an die nächste weitergereicht wurde. Pro Monat gab es laut Apothekerverband etwa 100 Anrufe. Nach Projektende einigten sich Apotheker, Blinde und Sehbehinderte sowie das Gesundheitsministerium darauf, den Service zu erweitern. Die Telefonnummer soll künftig auch die Suche der nächsten offenen Apotheke erleichtern und zudem von allen Bürgern genutzt werden dürfen.

Die Kurzwahl 1455 hat Gesundheitsminister Alois Stöger bereits freigegeben, die Kosten für das Callcenter trägt die Apothekerkammer. Details stehen dagegen noch nicht fest: Zurzeit werde ein Callcenter-Betreiber gesucht und mit Telefongesellschaften verhandelt, sagte eine Sprecherin der Kammer. Ziel sei, die Gespräche zum Ortstarif anzubieten.

In Deutschland setzen Blinde, Sehbehinderte und die Industrie nicht auf eine Telefon-Hotline, sondern auf ein barrierefreies Internetangebot. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat zusammen mit der Roten Liste Service GmbH, einer Tochter des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), die Website patienteninfo-service.de entwickelt. Dort gibt es in Großschrift und als Audiodatei Informationen zu Dosierungen, Risiken und Nebenwirkungen.

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