Gastronomie

Cocktailkarte auf dem HV-Tisch

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Berlin -

Substanzen wie Alkohol und Kräuter sind eng mit Apotheken verbunden. Schließlich hat schon so mancher Pharmazeut einen Schnaps erfunden. Zahlreiche Gastronomen greifen diese Tradition auf und führen sie auf ihre Art weiter. Der Berliner Sinan Gültekin ist so ein Beispiel – er betreibt in Kreuzberg die „Apotheken Bar“.

Über dem Eingang hängt ein großes, schwarzes Schild. Darauf leuchtet im Dunkeln der geflügelte Hermes-Stab sowie der Schriftzug „Apotheken Bar“ in Weiß. An der Fassade ist zudem eine alte Uhr der Mariannen Apotheke angebracht. Rund 150 Jahre lang sei das Eckhaus am Mariannenplatz eine Apotheke gewesen, so Gültekin. Im März 2014 eröffnete er in der ehemaligen Offizin seine Bar.

Daran erinnert nicht nur der Name des Betriebs. Bei der Einrichtung setzt Gültekin auf dunkle Apothekerschränke aus Holz und funktionierte alte Apothekerflaschen in Lampenschirme um. Als Deko verwendet der Berliner Mörser, Apothekerflaschen und andere pharmazeutische Behältnisse. Und das nicht ohne Grund: Mit seiner Bar wollte Gültekin die Tradition der Pharmazeuten aufgreifen, die im 18. Jahrhundert Bitterspirituosen aus Kräutern und Gewürzen in ihrer Bar hergestellt haben. „Wir setzen auf hohe Qualität, frische Zutaten sowie uralte Rezepturen“, erläutert er die Philosophie es Hauses.

Auf Mobiliar aus einer alten Apotheke greifen auch die Betreiber des Café „Apotheke“ in Leipzig zurück. Das mehr als 130 Jahre alte Inventar einer Leipziger Apotheke hatte 2004 zum Verkauf gestanden. Der Hamburger Kaffeekönig Albert Darboven erwarb die Antiquitäten. Der Unternehmer wollte das Mobiliar ursprünglich im Hamburger Musterzimmer des Kaffeeherstellers einbauen. Doch dieser Plan erwies sich aufgrund der Größe schnell als unrealistisch.

Stattdessen suchte der Hanseat in Sachsen nach einem gastronomischen Objekt. Fündig wurde er in Dresden. Seit 2010 ist fast die komplette Einrichtung der Apotheke im Taschenbergpalais untergebracht. Auf der Karte des Café „Apotheke“ stehen seither hausgemachte Kuchen sowie Kaffee- und Schokoladenspezialitäten. Außerdem bieten die Betreiber Veranstaltungen wie das „geheime Apothekenprogramm“ an. Während die Teilnehmer ein kurfürstlich-sächsisches 3-Gang-Menü serviert bekommen, präsentiert ihnen der „Apotheker vom Hofe August des Starken“ dort seine Erfindungen und Experimenten.

Die Berliner „Apotheken Bar“ und das Dresdener Café „Apotheke“ sind nur zwei Beispiele für Gastronomiebetriebe, die auf den Charme der Offizin setzen. Zahlreich weitere Lokale führen einen Namen, der das Wort „Apotheke“ enthält oder verfügen über antikes Apothekenmobiliar.

Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht ist es grundsätzlich kein Problem, wenn Restaurants, Cafés und Bars das Wort „Apotheke“ in ihrem Namen tragen. Schließlich besteht kaum Verwechslungsgefahr – auch, wenn Gastronomiebetriebe bei der Deko auf Apothekerflaschen und sonstige pharmazeutische Behältnisse setzen.

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