Digitalisierung

Österreichische Technik für deutsche ePA

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Berlin -

In Deutschland soll die elektronische Patientenakte 2021 starten. Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) per Gesetz festgelegt. Die Technik dazu kommt für die meisten Krankenkassen demnächst aus Österreich. Die österreichische Firma „Research Industrial Systems Engineering“ (Rise) mit Hauptsitz in Schwechat bei Wien erhielt jetzt den Zuschlag für die Entwicklung. Den Auftrag dafür erteilte die Bitmarck-Unternehmensgruppe, die von 90 der 110 Krankenkassen getragen wird, darunter auch Kassen, die bereits mit Vivy am Start sind. 

Unklar ist noch, wie es mit der Gesundheitsakte Vivy in Richtung ePA weitergeht. Vivy wird von 29 Krankenkassen der Bitmarck-Unternehmesgruppe bereits als Gesundheitsakte genutzt und angeboten. Seit kurzem bieten weitere acht Kassen ihren Versicherten die Möglichkeit, die Vivy Gesundheitsassistentin kostenlos zu nutzen: Die BKK Pfalz, BKK Verbund Plus, BKK Freudenberg, SKD BKK, BKK EWE, BKK VDN, SBK und die actimonda Krankenkasse. Mit den neuen Partnern umfasst das Vivy-System jetzt 29 Krankenkassen und vier private Krankenversicherungen und steht nun rund 19,4 Millionen Versicherten zur Verfügung.

Eine ePA im Sinne der Gematik ist Vivy aber nicht. Die Fokussierung von Vivy werde auf der Umsetzung der Mehrwerte wie der Medikationserinnerung, der Vorsorge oder dem Gesundheitscheck liegen. Hier sehe Vivy die eigene Kernkompetenz. Dabei werde Vivy kontinuierlich nutzerzentriert weiterentwickelt, so eine Sprecherin.

Geplant ist laut Vivy aber auch ein Zugang zur ePA über die bestehende App. „Die Vivy Partner-Krankenkassen müssen keine eigene ePa entwickeln. Zwar ist es so, dass Bitmarck und Rise aktuell erst in die Projektarbeit eingestiegen sind und deshalb derzeit noch keine Aussage über die weitere Ausgestaltung der ePA getroffen werden kann, trotzdem ist der Zugang zur ePA über Vivy geplant“, so die Sprecherin weiter. Im Hause Bitmarck ist man allerdings vorsichtiger. Das sei „denkbar“, aber es gebe darüber noch keine Entscheidung.

Unabhängig davon zeigt sich Andreas Strausfeld, Vorsitzender der Bitmarck-Geschäftsführung, mit dem abgeschlossenen Vergabeverfahren zu Gunsten von Rise zufrieden: „Gemäß der im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) geregelten gesetzlichen Vorgaben möchten und müssen wir unseren Kunden bis zum 1. Januar 2021 ein fertiges, gematik-zugelassenes Produkt inklusive Betrieb zur Verfügung stellen. Mittels der Ausschreibung haben wir einen Partner gesucht, der uns unterstützt und zugleich die Realisierung der Standard-Komponente übernimmt. Wir freuen uns, mit Rise einen schlagkräftigen Partner auf Augenhöhe gewonnen zu haben, der bereits über Erfahrung im Ausbau der hiesigen Telematik-Infrastruktur (TI) verfügt.“ Rise hatte von der Gematik bereits eine Zuschlag für die für den Anschluss an die TI notwenigen Konnektoren erhalten.

Thomas Grechenig, Sprecher der Rise-Geschäftsführung, sieht in dem Zuschlag durch Bitmarck eine große Chance: „Als wir 2018 im Auftrag der Gematik einen BSI-zertifizierten Konnektor lieferten, wussten wir, dass unsere Erfahrungen im hochsicheren mobilen Kanal, in der medizinischen Informatik sowie bei übergreifenden digitalen Plattformen für viele eigenständige Partner sich mit zertifizierter Sicherheit der Telematik optimal kombinieren lässt. Wir empfinden daher mit dem Auftrag der Bitmarck konstruktive Baufreude.“ In den kommenden 18 Monaten bis zum 1. Januar 2021 wolle man eine Lösung entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Versicherten an eine intuitive Bedienbarkeit und einen hohen Nutzwert als auch den hohen Sicherheitsstandards der Telematik Rechnung trage. Zum Bitmarck-Lager gehören unter anderem die DAK, die meisten Betriebskrankenkassen, die IKK Südwest und Nord, die Die Schwenninger Krankenkasse und die hkk.

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