Versandapotheken

Metoprolol: DocMorris kapituliert, Apotheke springt ein

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Berlin -

Metoprolol retard stellt die Apotheken seit Monaten vor Herausforderungen. Der Markt ist leer gefegt, nur sporadisch können einzelne Hersteller liefern. Viele Patienten sind bereits umgestellt, anderen helfen die Apotheken, indem sie improvisieren. Ins Geschäftsmodell der Versandapotheken passen Lieferprobleme nicht. DocMorris kapitulierte unlängst vor dem Blutdrucksenker – und schickte das Rezept zurück.

Ein Kunde aus Limbach-Oberfrohna bei Chemnitz hatte Anfang November ein Rezept an DocMorris geschickt. Verordnet war neben Lercanidipin der Betablocker Metohexal Z 100. In Heerlen bedruckte man das Rezept, doch bei der Bearbeitung kam es zu Problemen. Kein Wunder: Das Präparat ist bereits seit 2010 außer Handel.

Dass das verordnete Produkt schon nicht mehr in der Lauertaxe zu finden war, muss die Mitarbeiter so sehr irritiert haben, dass sie gar nicht mehr wussten, wie sie mit dem Vorgang umgehen sollten. Jedenfalls wurden die bereits bedruckten Stellen überklebt und das Rezept zurückgeschickt. Drei Wochen, nachdem er den Umschlag in die Post geworfen hatte, hielt der Patient die Verordnung wieder in der Hand.

Er tat, was im sprichwörtlichen Sinne nahe lag: Er ging mit dem Rezept in die Apotheke vor Ort. Das war in diesem Fall die Apotheke im Ärztehaus von Oliver Hildebrand. Dort konnte man das Problem relativ schnell lösen: Das Hexal-Produkt wurde durch die Alternative von Aliud ersetzt, Sonder-PZN drauf, fertig.

Hildebrand ärgert sich weniger darüber, dass er und sein Team einspringen mussten. Was ihn irritiert, ist die „offensichtliche Unfähigkeit der DocMorris-Mitarbeiter, pharmazeutisch tätig zu werden“. Auch die Tatsache, dass das Rezept erst nach drei Wochen an den Versicherten zurückgeschickt wurde findet er einen Skandal.

Metoprolol retard ist seit Monaten defekt. Lieferprobleme bei Hexal hatten den Markt zusammenbrechen lassen. Der Holzkirchener Konzern ist langjähriger Rabattpartner der AOK; 50 Prozent des Marktes entfallen nach Schätzungen derzeit auf Metohexal. Andere Hersteller konnten nicht einspringen, da sie nicht auf die entsprechenden Mengen vorbereitet waren.

Der Gesamtmarkt umfasst 19 Millionen Packungen pro Jahr, davon fallen laut IMS Health zwei Drittel auf Metoprololsuccinat mit besonderer Freisetzungskinetik und ein Drittel auf die konventionellen Retardtabletten mit Metoprololtartrat. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkstärken sind die beiden Salzformen nicht austauschbar. Viele Ärzte lehnten es ab, die seit Jahren eingestellten Bluthochdruckpatienten umzustellen.

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