Kammerversammlung

Hamburg: „Hexal-Gruppe“ will Spätdienste retten

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Berlin -

In der Hamburger Apothekerkammer regt sich Widerstand gegen einen Beschluss der Kammerversammlung: Die selbsternannte „Hexal-Gruppe“ um die Apotheker Doris Lüdke und Peter Tomm wollen das Ende der Spätdienste aufhalten. Das würde demnach nämlich zwangsläufig zu einer Mehrbelastung der Apotheker durch mehr Nacht- und Notdienste führen.

Es war eine turbulente Kammerversammlung im Juni: Die Delegierten in Hamburg stritten über das Apothekenstärkungsgesetz, die Bezüge des ABDA-Vorstands und den Dauerbrenner Rx-Versandverbot. Dabei ging ein Entschluss fast unter, den die meisten Apotheken der Hansestadt schon bald in ihrer täglichen Arbeit zu spüren bekommen könnten: Die Delegierten haben das Ende der Spätdienste beschlossen.

Die erfreuen sich ohnehin nicht der größten Beliebtheit. Sie werden vergeben wie Nacht- und Notdienste, im Gegensatz zu diesen aber nicht vergütet. Die Idee dahinter ist, die Apotheken mit 24-Stunden-Bereitschaft zu entlasten, da es bis 22 Uhr erfahrungsgemäß noch ein hohes Kundenaufkommen gibt. Hat eine Apotheke Spätdienst, muss sie von 8.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet sein. Es gibt einen 24er-Turnus, bei dem die Apotheken in acht Notdienstgruppen eingeteilt sind.

Mit dem Beschluss steht Hamburg nicht allein, auch andere Kammerbezirke haben sich bereits für eine Abschaffung der Spätdienste entschieden, beispielsweise Berlin im Jahr 2012. Damit erhielten die Apotheker Widerstand von der Senatsverwaltung, die durch den Wegfall die flächendeckende Arzneimittelversorgung gefährdet sah. Einen ähnlichen Gedanken fasst nun die Gruppe um Lüdke und Tomm, begründet damit aber den Erhalt der Spätdienste.

Denn durch den Wegfall der Spätdienste müssten die Apotheken mehr Nacht- und Notdienste schieben, um die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln zur Arzneimittelversorgung einzuhalten. „Durch die geplante Änderung der Notdienstordnung und den Wegfall von Spätdiensten würde es zwangsläufig zu einer Turnusänderung im Notdienst kommen“, heißt es in dem Antrag, den Tomm bereits zum Beschluss bei der nächsten Delegiertenversammlung eingereicht hat. Die Änderung hätte demnach zur Folge, dass mehr Stunden zusätzlich geleistet werden müssten und „durch die neue Verteilung der Notdienste und Gruppen sich Nachteile und Ungerechtigkeiten bezüglich Wochenend- und Feiertagsdiensten für die meisten Apotheken ergeben würden“.

Die Unterzeichner des Antrags sehen darin eine unnötige Mehrbelastung. „So wie viele unserer Kollegen arbeiten wir bereits jetzt schon häufig deutlich über 40 Stunden pro Woche in unseren Apotheken“, heißt es im Antrag. Den hat Tomm zwar geschrieben, die Initiative sei aber von Lüdke, ihrerseits Inhaberin der Obersdörffers-Apotheke. Tomm wiederum habe sich nach eigener Aussage auch eine andere Lösung vorstellen können, nämlich eine Vergütung der Spätdienste. Bei einer Rücksprache mit Kammergeschäftsführerin Ena Meyer-Bürck habe die ihm jedoch erklärt, dass das nicht ginge: Denn in § 20 des Apothekennotdienstsicherstellungsgesetzes (ANSG) ist festgeschrieben, dass nur Dienste vergütet werden, die die Zeit von 20 Uhr bis 6 Uhr abdecken.

Die Antragssteller – neben Tomm und Lüdke noch sieben weitere Apotheker – nennen sich die „Hexal-Gruppe“, weil sie sich vor mehreren Jahren bei einer Schulung des Generikaherstellers kennengelernt haben und seitdem in Kontakt stehen. Nun versuchen sie also, die Standespolitik der Hansestadt zu beeinflussen. Wie groß die Chancen stehen, dass der Antrag durchgeht, kann Tomm nicht sagen – er will die Zeit bis zur nächsten Versammlung im November aber nutzen, um für Unterstützung zu trommeln.

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