Niederlande

Tote durch Listerien in Wurst

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Berlin -

In den vergangenen zwei Jahren sind nach Angaben niederländischer Gesundheitsbehörden drei Menschen durch mit Listerien verseuchte Wurst gestorben. Auch habe es dadurch eine Fehlgeburt gegeben, teilte das Reichsinstitut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) am Freitag in Utrecht mit. Die Behörde geht davon aus, dass die Wurstwaren von einer niederländischen Firma in Aalsmeer stammten. Dieser Betrieb wurde vorläufig von den Behörden geschlossen.

Auch in Deutschland wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass zwei Menschen durch den Verzehr keimbelasteter Wurst gestorben waren. Es gibt 37 Krankheitsfälle, die möglicherweise mit Wurstwaren der Firma im Zusammenhang stünden. Diese Zahl habe sich auch nach einem Aufruf von Foodwatch an mögliche weitere Betroffene nicht erhöht, hieß es vom Kreis. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Fällen gibt, war zunächst völlig unklar. Das niederländische Unternehmen lieferte nach Angaben auf seiner Homepage auch Wurstwaren nach Deutschland und Belgien.

Nach Angaben des RIVM wurden in den vergangenen zwei Jahren in den Niederlanden 20 Fälle bekannt, in denen Menschen mit der Bakterie aus Wurstwaren infiziert worden waren. Die Aufsichtsbehörde für Nahrungsmittel hatte daraufhin mit einem neuen technischen Verfahren die Quelle ermittelt. „Zur Zeit ist so gut wie sicher, dass die Quelle damit gefunden wurde“, teilte das RIVM mit. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Wurstwaren-Produzent in Aalsmeer rund 130 Sorten Aufschnitt aus Supermärkten zurückgerufen hatte, da eine Verunreinigung mit Listerien nicht ausgeschlossen werden könne.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft den Behörden hierzulande und dem nordhessischen Wurstproduzenten „schwere Versäumnisse“ vor. Es sei inakzeptabel, dass noch immer keinerlei Angaben zu den Verkaufsstellen der zurückgerufenen Produkte gemacht worden seien, erklärte die Organisation am Freitag. Auch gebe es bislang keine Liste der betroffenen Produkte. In Waren der nordhessischen Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren waren wiederholt Listerien-Keime nachgewiesen worden. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Herkunft der Produkte nicht sicher nachvollziehen“, kritisierte Foodwatch. So habe Wilke offenbar auch für Handelsmarken produziert. Daher reiche es nicht, ausschließlich Wilke als Hersteller der zurückgerufenen Produkte sowie das Identitätskennzeichen der Waren zu benennen.

Behörden hatten zuvor erklärt, eine solche Rückruf-Liste sei nicht nötig, da alle Produkte von Wilke als solche deklariert seien. Waren unter anderen Markennamen seien nicht bekannt. Das Unternehmen selbst hatte in einer Mitteilung vom Mittwoch alle Waren mit der Kennzeichnung „DE EV 203 EG“ zurückgerufen. Es erklärte aber auch, dass Produkte in loser Form an Fleischtheken und Küchen in Krankenhäusern und Kantinen geliefert wurden. Laut Behörden wurden Wilke-Produkte über alle Bundesländer verteilt und auch weltweit ausgeliefert.

In Südhessen hatte es zwei Todesfälle bei älteren Personen gegeben. Man sei „aufgrund der Daten des Robert Koch-Instituts zu dem Schluss gekommen, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Verzehr von Wurstprodukten besteht“, sagte Hartmut Wecker, Sprecher des Kreises Waldeck-Frankenberg. Der Kreis hatte den Betrieb am Dienstag geschlossen. Laut Wecker habe man schnell reagiert: „Da ist nicht lange abgewartet worden.“

Das Unternehmen Wilke Wurstwaren geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf seiner Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit.

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