Bayer

Ex-Grüner wird Glyphosat-Lobbyist

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Berlin -

Der frühere Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, Matthias Berninger (Grüne), übernimmt zum 1. Januar 2019 die Leitung der Public and Governmental Affairs bei Bayer. Der 47-Jährige kommt vom Schokoriegelhersteller Mars und wird jetzt in Washington unter anderem als Lobbyist zuständig für den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat sein. Während seiner aktiven Politikzeit arbeitete Berninger einst als Staatssekretär unter Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Renate Künast.

Berninger wird an den Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann berichten. Er tritt die Nachfolge von Denise Rennmann an, die den Bereich seit 2010 neu ausgerichtet hat und leitet – seit Ende 2017 in Teilzeit. Rennmann werde zunächst weiter für die operative Leitung der Abteilung verantwortlich bleiben, teilte Bayer nach einem Bericht von PRReport mit.

Berningers Dienstsitz wird die US-Hauptstadt Washington sein. Nach der umstrittenen Übernahme von Monsanto kommt es für Bayer entscheidend auf die Entwicklungen in den USA an. Dort ist der Konzern mit mehr als 9000 Klagen rund um glyphosathaltige Produkte konfrontiert. Weiter hieß es, dass Berninger sich in den kommenden Monaten mit der Organisation und den Prioritäten der politischen Aktivitäten von Bayer vertraut machen werde. Über die künftige Aufstellung der Abteilung sowie die zukünftige Position von Rennmann werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Bayer gab die Personalie per Twitter bekannt: „Drei Stunden haben wir jetzt gegrübelt, welcher originelle Tweet uns zu dieser Personalie einfällt – und dann doch entschieden: besser sachlich machen. Deshalb nur: Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Herzlich willkommen, Matthias Berninger!“

Berninger, der sowohl die deutsche als auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, studierte Chemie und Politikwissenschaft in Deutschland. Er wurde vier Mal für die Grünen in den Bundestag gewählt und war Mitglied verschiedener Ausschüsse – für Bildung, Haushalt, Wirtschaft sowie Wissenschaft und Technologie. Von 2004 bis 2007 war er Sprecher des Landesvorstands der Grünen in Hessen. Von 2001 bis 2005 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – zu der Zeit war Künast die zuständige Ministerin. Künast ist als Bayer-Kritikerin bekannt.

Nach 13 Jahren in der Politik wechselte Berninger im Jahr 2007 zum US-Nahrungsmittelkonzern Mars, zunächst als Director Corporate Health and Nutrition für Europa und die GUS-Länder, dann als Global Head of Public Policy. Seit 2010 war Berninger Global Vice President Public Affairs bei Mars.

Berninger war einst als grüner Politiker Mitglied der sogenannten Bonner Pizza-Connection, die bei Rotwein und Pasta schwarz-grüne Koalitionen vorbereiten wollte. 1994 war er mit erst 23 Jahren als bis dato jüngster Abgeordneter in den Bundestag eingezogen und wurde dort hochschulpolitischer Sprecher. Als die rot-grüne Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder zerbrach, verließ der Realo und Joschka-Fischer-Zögling die Politik und wechselte, wie viele andere Grüne, die nach der Regierung in die Wirtschaft.

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