Nachtdienstgedanken

Kein Hitzefrei im Notdienst

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Berlin -

Kreislaufprobleme, Hitzschlag und Sonnenbrand: Die andauernde Hitzewelle mit Temperaturen an der 40 Grad-Grenze macht Deutschland zu schaffen und Apothekerin Sarah Sonntag hat im Notdienst alle Hände voll zu tun. Wie gut, dass die Apotheke klimatisiert ist.

Die Glasfront der Apotheke ist aufgeheizt: Die Sonnenstrahlen bündeln sich und scheinen wie durch ein Brennglas in die Offizin. Selbst die Klimaanlage hat Schwierigkeiten dagegen zu halten und den Raum runter zu kühlen. „Was eine Hitze!“, seufzt Fantaschale Max, der sich ein kühles Plätzchen vor der Klimaanlage besorgt hat. „Du bist doch sonst so ein Sonnenanbeter“, lacht Sarah. Doch die Temperaturen an der 40 Grad-Marke sind auch ihm zu heiß. „Auch wenn man als Fantaschale hohe Temperaturen aushalten muss – das ist zuviel“, sagt Max.

Sarah ist ganz froh, dass sie bei den Temperaturen nicht draußen in der prallen Sonne sein muss. „Eigentlich ist es hier drin doch ganz angenehm. Stell dir mal vor, wir hätten einen Beruf im Freien und müssten in der Hitze arbeiten.“ Max entgegnet: „Dann hätten wir heute vermutlich frei und müssten nicht den Notdienst schieben.“ Das stimme auch wieder, gibt die Apothekerin nachdenklich zu und nimmt einen großen Schluck Wasser.

Eine junge Frau eröffnet den Notdienst: Sie ist blass und klagt über Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. „Seit wann geht es hnen denn so schlecht?“, hakt Sarah nach. „Heute morgen war noch alles in Ordnung. Ich war am Nachmittag in der Stadt zum Eis essen verabredet und kurz danach ging es Zuhause los.“ Die Kundin klagt über Übelkeit und Unwohlsein, außerdem sei ihr schwindelig. „Haben sie bei der Hitze genug getrunken?“, fragt Sarah und bietet ihr ein Glas Wasser an, welches die junge Frau dankend annimmt.

„Ihre Beschwerden können verschiedene Ursachen haben. Sie können durch den langen Aufenthalt in der Hitze entstanden sein, oder aber das Eis ist ihnen nicht bekommen“, erklärt Sarah. Bei der Hitze verbreiten sich Bakterien schnell: Lebensmittelvergiftungen sind leider keine Seltenheit. Sarah gibt ihr Tropfen gegen die Magenbeschwerden und ein paar Tabletten gegen die Kopfschmerzen mit. „Suchen sie sich Zuhause einen kühlen Platz und ruhen sie sich aus.“

Kurz darauf steht ein älterer Mann vor der Notdienstklappe. „Ich habe für meine Familie gegrillt und mich verbrannt“, sagt er und zieht sein T-Shirt ein Stück hoch. Auf dem Bauch des Mannes zeigt sich eine große rote Stelle. „Oh je, wie haben sie das denn gemacht“, fragt Sarah. Die Apothekerin hatte eher mit einer Verbrennung der Hand gerechnet. „Naja, mir ist der Deckel aus der Hand abgerutscht und ich habe ihn wohl mit dem Bauch gebremst. Sonst wäre mir das heiße Ding noch auf den Fuß gefallen.“ Zuhause habe er schon gekühlt und die Blase geöffnet aber die Schmerzen seien schlimmer geworden. „Am besten wären sie damit zu einem Arzt gegangen, die Blase selbst zu öffnen kann riskant sein. Die Wunde könnte sich entzünden.“ Sie gibt ihm ein Gel mit, welches die Schmerzen lindern sollte. „Wenn es bis Montag nicht besser ist, gehe ich nochmal zum Arzt“, verspricht der Kunde.

Zwischendurch wirft Sarah immer wieder einen Blick auf das Thermometer: Die meisten Arzneimittel dürfen nicht dauerhaft über 25 Grad gelagert werden. Das kann bei solchen Außentemperaturen schon mal grenzwertig werden. In Sarahs Apotheke ist nur die Offizin und der Lagerbereich klimatisiert. Die Aufenthaltsräume sind zwar abgedunkelt, aber knacken die 25 Grad Marke bei weitem. „Ich glaube, ich schlafe heute in der Beratungskabine“, lacht Sarah.

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