Hoffnung für Leukämie-Patient

„Es ist, als könnte man fliegen“

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Berlin -

Der 19-jährige Leon aus dem rheinland-pfälzischen Mendig ist an Blutkrebs erkrankt. Nun wurde in der Datenbank der DKMS ein passender Spender gefunden. Auch ein Pharmaunternehmen hat engagiert geholfen und 1800 Menschen mobilisiert, sich als Spender zu registrieren.

Als die Diagnose kam, stand das Leben still und Leon erfuhr, dass nur eine Stammzellentransplantation sein Leben retten kann. Seitdem hat der 19-Jährige viel Zeit im Krankenhaus verbracht, viele angstvolle Tage und Nächte durchlebt. Jetzt sagt seine Mutter: „Es ist, als könnte man plötzlich fliegen. So viele Emotionen kann man nicht in Worte fassen, wenn diese unglaubliche Nachricht kommt. Plötzlich dreht sich alles weiter, genauso plötzlich, wie es stillgestanden hat. Jeder, wirklich jeder kann mit einem einfachen Test eine Person, eine Familie aus einer stillen, angsterfüllten Welt zurückholen in eine Zukunft – die ohne einen Stammzellenspender nicht möglich wäre.“

Auch Maik Wienpahl, Vertriebsleiter bei pharmacia24, war es ein Herzensanliegen, etwas für Leon zu tun. „Ich bin ein Kind der Region und hatte von meinem Vater von dem Fall gehört.“ Gemeinsam mit vielen Helfern initiierte er die Aktion „Leon will leben“ und unterstützte im März einen Typisierungsaktion in Mendig. „Diese Aktion wurde in den sozialen Medien so stark gehypt, dass aus erwarteten 500 Typisierungen 1800 wurden. Und es wurden insgesamt 80.000 Euro gespendet.“ Eine Typisierung kostet 35 Euro. pharmacia24 steuerte weitere 5000 Euro bei. Als Geschäftsführer Marc Wolter vor vier Jahren den teilsortierten Großhandel für hochpreisige Arzneimittel gründete, stand von Anfang an auch Charity auf seinen Plänen. Von jeder verkauften Packung gehen drei Cent auf das Konto seines „3 Cent Projektes“. Das so gesammelte Geld kommt karitativen Aktionen zugute.

Der Spender für Leon wurde, so DKMS-Sprecherin Bettina Steinbauer, schlussendlich in der DKMS-Datenbank gefunden. „Wir freuen uns natürlich sehr über die 1800 neuen Typisierungen aus Mendig.“ Denn jede Typisierung vermag vielleicht eines Tages einem anderen Kranken zu helfen. Auch Wienpahl ist glücklich: „Wir sind unglaublich froh, dass wir ein Teil der Aktion waren und ein junger Mann jetzt wieder eine Aussicht auf ein schönes und langes Leben haben kann.“

 

Leon hat einen langen Leidensweg hinter sich. Seit Kindestagen wollte er Koch werden, begann im Herbst 2015 eine Ausbildung. Kurz danach bekam er eine schwere Erkältung, fühlte sich kraftlos, hat Bauch-, Ohren- und Halsschmerzen, litt unter Fieber, Kurzatmigkeit und Übelkeit. Er raffte sich auf, wollte seine Ausbildung fortführen. Eines Tages machte ihn ein Kollege darauf aufmerksam, das er gelbe Augäpfel habe. Auch seine Haut hat eine gelbe Färbung angenommen und ist mit punktuellen Rötungen übersät. Der Arzt überwies ihn unverzüglich in ein Krankenhaus mit onkologischer Kinderklinik.

Am 25. Oktober 2015 erhielt er die schockierende Diagnose: Blutkrebs. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt geglaubt, dass Leon an einer tödlichen Krankheit leiden könnte. Die Diagnose ist für einen so jungen Menschen und seine Familie wirklich brutal. Nichts geht mehr. Plötzlich steht die Welt still“, erinnert sich die Mutter. Fortan bestimmten Krankenhausaufenthalte das Leben ihres Kindes. Im Mai 2016 erscheint alles überstanden, nach einer Intensivtherapie gilt er als genesen. Er nimmt seine Koch-Ausbildung wieder auf, muss aber feststellen, dass durch die Krankheit sein Geschmackssinn beeinträchtigt wurde. Eine schlechte Nachricht für einen angehenden Koch, Leon muss die Ausbildung abbrechen.

Drei Monate später erhält die Familie die nächste Hiobs-Botschaft: Leons Vater stirbt bei einem Verkehrsunfall. Der Sohn trauert, aber gibt nicht auf. Er sucht nach einem neuen Beruf, den er erlernen kann und beginnt ein freiwilliges soziales Jahr im Seniorenzentrum Marienstift in Andernach. Dort ist man so begeistert von seinem Einsatz, dass man ihm eine Ausbildungsstelle zum Altenpfleger anbietet. Im August 2018 beginnt er sie, ist glücklich und zufrieden, freut sich mit seiner Freundin auf die gemeinsame Zukunft.

 

Wieder macht ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Bei der Grippewelle des vergangenen Winters erwischt es auch Leon. Der Krankheitsverlauf ist untypisch, seine Lymphknoten schwellen an. Der Arzt überweist ihn ins Krankenhaus, drei Tage später hat er die traurige Gewissheit: der Blutkrebs ist zurückgekehrt. Erneut bricht seine Welt zusammen.

Jetzt kann er wieder Hoffnung haben, weil die DKMS einen Spender für ihn gefunden hat. Seine Freundin Karina denkt auch an andere Betroffene: „Eine Registrierung tut nicht weh. Einfach nur ein Wattestäbchen in den Mund und hoffen, dass man der Richtige ist.“ Über die Website der DKMS kann man sich online registrieren und erhält das Wattestäbchen per Post, nimmt den Abstrich und schickt ihn ans DKMS-Labor.

Alle 15 Minuten bekommt in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Nur ein Drittel aller Betroffenen findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Weltweit gibt es derzeit etwas mehr als acht Millionen Registrierungen, die DKMS hat bislang rund 70.000 Stammzellenspenden vermittelt. Sie ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die sich dem Kampf gegen Blutkrebs verschrieben hat. Gegründet wurde sie vor 26 Jahren von Peter Harf, dessen Ehefrau an den Folgen einer Leukämieerkrankung verstarb. Der Stammzellenvermittler DKMS wurde vor kurzem in Berlin von APOTHEKE ADHOC mit dem CSR.VISION Award in Gold für Corporate Social Responsibility ausgezeichnet.

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