Generikahersteller

Dermapharm: Ostern an der Börse

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Berlin -

Dermapharm drückt bei seinem geplanten Börsengang aufs Gaspedal. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wollen die Eigentümer den Hersteller mit Sitz in Grünwald bei München noch vor Ostern an die Frankfurter Börse bringen.

Bereits im Herbst hatte APOTHEKE ADHOC über den geplanten Börsengang berichtet. Laut Reuters wird der Hersteller von der privaten Investmentbank Berenberg aufs Parkett begleitet. Es wird voraussichtlich der erste sogenannte IPO im Jahr 2018. Ab 2014 hatte Dermapharm seinen Umsatz von 422 auf 440 und dann 463 Millionen Euro gesteigert und seinen Konzernüberschuss von 33 erst auf 52 und dann auf 77 Millionen Euro. Analysten rechnen damit, dass Dermapharm für das vergangene Jahr einen Bruttogewinn von rund 100 Millionen Euro ausweisen wird. Mit bis zu einer Milliarde Euro könnte das Unternehmen demnach bewertet werden.

Im vergangenen Jahr hatte Firmenchef Wilhelm Beier alle Anteile in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) eingebracht; 50 Millionen Aktien könnten nach einer Kapitalerhöhung im Dezember beim Börsengang ausgegeben werden. Beier selbst hält 80 Prozent der Aktien, der Rest gehört seiner Frau und ein kleines Paket seinem Sohn. Das knapp 10-prozentige Aktienpaket, das seit der Gründung der Berliner Fabrikantin Bettina Strohscheer-Mies gehörte, kaufte Beier bereits Anfang 2015 zurück.

Noch 2016 wollte Beier das Unternehmen für 1,1 Milliarden an die Private-Equitiy-Gruppe BC Partners and Nordic Capital verkaufen, später machte er einen Rückzieher. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge war er zu dem Schluss gekommen, „dass sein Geld in Dermapharm doch besser angelegt sei“. Die Investoren hätten Interesse am OTC-Portfolio von Dermapharm gezeigt, aber wenig vom Reimporteur Axicorp gehalten, dem sie wenig Wachstumspotential einräumten, schreibt Reuters unter Berufung auf interne Quellen.

Dabei macht Axicorp mit knapp 200 Millionen Euro den größten Teil des Umsatzes aus. Auf knapp 100 Millionen Euro belaufen sich die Produkterlöse von Mibe; die Leipziger Tochterfirma hat außerdem Einnahmen aus der Lohnherstellung für Drittkunden. Auf Dermapharm entfallen 50 Millionen Euro, auf den Reformwarenanbieter Hübner rund 20 Millionen Euro. In dieser Größenordnung liegt auch das Geschäft in Österreich und der Schweiz. Die Erlöse in Osteuropa summieren sich auf 10 Millionen Euro. Lactostop spülte zuletzt Erlöse von rund 7 Millionen Euro in die Kasse, dicht gefolgt von der Generikalinie Acis. Das Geschäft des Onkologika-Spezialisten Cancernova wurde mittlerweile eingestellt.

Dermapharm muss derzeit Genussrechte in Höhe von 11 Millionen Euro zurückzahlen, die 2010 auch an Ärzte und Apotheker ausgegeben wurden. Außerdem sind bis 2021 Schuldscheindarlehen in Höhe von insgesamt 128 Millionen Euro zu tilgen, mit denen Dermapharm sich 2012 beziehungsweise 2014 frisches Kapital besorgt hatte.

Beier will mit Dermapharm einem ungleich größeren Börsengang zuvorkommen, der ebenfalls für die Zeit vor Ostern geplant ist: Im Frühjahr will Siemens seine Medizintechnik-Tochter Healthineers an die Börse bringen. Dem Handelsblatt zufolge wird das die größte Neuemission in Frankfurt seit der Deutschen Telekom. Offizieller Startschuss solle Anfang März sein, vier Wochen später dann das Börsendebüt folgen. Der Technologiekonzern will sich die aktuell gute Stimmung an der Börse zunutze machen, denn: „Der Markt läuft, aber weiß wie lange, wenn die Leitzinsen steigen“, zitiert das Handelsblatt einen Insider.

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