Versandapotheken

Bild: Kauft online, nicht in der Apotheke!

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Berlin -

Die Bild hat sich den zweiten Tag in Folge den Apothekern gewidmet. Während das größte deutsche Boulevardblatt gerade erst versuchte, seine Leser über Rabattverträge, Generika und Aut-idem aufzuklären, wirft es ihnen diesmal eine klare Empfehlung entgegen: „Bei Medikamenten lohnt sich der Online-Kauf!“ Für den Fall, dass es den Verbraucher entgegen des Ratschlags doch in eine echte Offizin verschlägt, gibt Bild Tipps zu den „Verkaufstricks“ der Apotheker. Der Begriff Beratung kommt kein einziges Mal vor.

Wenn es entweder ganz schnell gehen müsse oder man sowieso gerade vor Ort sei und „noch 20 Kopfschmerztabletten“ brauche, für die Versandkosten anfallen würden – in diesen zwei Situationen sei die Apotheke vor Ort besser. Mehr gute Worte findet Bild-Redakteur Frank Ochse nicht für die Apotheken. Stattdessen rät die Zeitung – und auch das Onlineportal Bild.de hinter der Bezahlschranke – dazu, Medikamente online zu bestellen. Vor allem bei größeren Mengen oder wenn man die Hausapotheke auffüllen wolle, lohne sich das. „Dann sparen Sie bis zu 44 Prozent (!) im Vergleich zur örtlichen Apotheke“, ist da zu lesen.

Die Zahl entstamme einem Test des Preisvergleichsportals Idealo, das wie Bild zum Axel-Springer-Konzern gehört. Die Seite habe zwölf gängige OTC-Medikamente von Schmerzmitteln über Magen-Darm-Präparate bis zu Antiallergika getestet und den Apothekenverkaufspreis dem günstigsten Online-Preis gegenübergestellt. In der Offizin kosten die Mittel demzufolge zusammen 230,32 Euro, der „günstigste Internetpreis für ALLE Arzneien liegt bei nur 142,19 Euro inklusive Versand“, so die Bild.

Die gesamte Ersparnis liege bei 38 Prozent, wenn man alle zwölf Präparate beim jeweils günstigsten Anbieter einzeln bestelle. Hier trumpften die Volksversand mit vier, Apotal mit drei und Versandapo.de mit zwei Bestellungen auf. Die Branchengrößen um DocMorris & Co. hingegen schaffen es nicht unter die billigsten Versender. Die höchste Einzelersparnis gebe es bei Lorano Allergietabletten von Hexal: „Satte 60 Prozent“ günstiger kriege man die im Internet – bei wem genau, verrät die Bild nicht.

Außerdem empfiehlt die Bild ihren Lesern, öfter mal zu Generika zu greifen. „Es muss nicht immer das Original sein: Sparen Sie mit unbekannteren Marken, aber mit dem gleichen Wirkstoff“, schreibt der Autor. Idealo habe da eine durchschnittliche Ersparnis von 32 Prozent ermittelt. Dabei soll man sich von den Apothekern nicht übers Ohr hauen lassen, wird daraufhin insinuiert, denn es folgen die „Verkaufstricks“, die man kennen solle: „Achten Sie mal drauf“, wird der Leser angesprochen, „im Regal hinter dem Apotheker stehen – immer gut beleuchtet – immer die Markenprodukte, aber selten die Generika.“

Und dann sei da noch die Falle mit den Lockangeboten. Die sollen auf der Homepage oder in der Werbung Kunden ködern. In der Offizin angekommen, werde dann großer Nepp mit den Patienten gemacht, denn „viele andere Medikamente sind aber nicht reduziert und zum Teil 100 Prozent teurer als bei der Konkurrenz“, so der Sparfochs, wie Ochse sich selbst bezeichnet.

Immer wieder widmen sich die Bild-Zeitung und Bild.de Apothekerthemen. Am Vortag erst war ein Artikel über die Abgabe von Generika und Rabattverträge erschienen. Auch mit Apothekergehältern, dem Liebesleben von Pharmazeuten und Sprüchen, die man in der Offizin besser nicht laut aussprechen sollte, hat sich Bild bereits beschäftigt. Beim Thema „Psychotricks“, die zum Kaufen verführen sollen, spielten Apotheken schon vor zwei Jahren eine Rolle. Nicht nur Supermärkte und Drogerien, auch Apotheken hätten eine Masche, mit der sie Kunden „das Geld aus der Tasche ziehen“ wollten, hieß es. In der Offizin waren die Freiwahlregale gemeint. Bild.de hatte jedoch beobachtet: Wer wirklich krank ist, der erhält vom Apotheker ein Präparat aus dem „Hinterzimmer“.

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