Abgelaufenes Malaria-Medikament bei Ebay

Der Ebay-Nutzer pupupu_86 achtet offenbar sehr darauf, nichts in seinem Haushalt zu sammeln, das er selber nicht mehr braucht. Ob Herrenanzüge, Winterjacken, Smartphones oder Motorradfelgen: Alles kommt unter den digitalen Hammer. Nun scheint der Händler keine Verwendung mehr für seine Malaria-Tabletten zu haben. Die Medikamente mit dem Wirkstoff Atovaquon können ab einem Gebot von mindestens 35 Euro ersteigert werden.

Das Verfallsdatum für das Medikament des Herstellers Glenmark gibt der Verkäufer mit 03/2019 an. Die Malariaprophylaxe sollte also bereits seit einigen Monaten nicht mehr benutzt werden. Stattdessen läuft die Auktion noch etwa weitere sechs Tage. Bisher gibt es für die 24 Filmtabletten ein Gebot.

Das Generikum ist laut Verkäufer „kühl gelagert und unbenutzt“. Express-Versand sei möglich. In den vergangenen zwölf Monaten kommt pupupu_86 auf 100 Prozent positive Bewertungen. Als Standort gibt der seit 2006 aktive Händler Deutschland an.

Der Händler bietet ein weiteres Malaria-Präparat an: Die Malarone-Tabletten sind mit niederländischer Beschriftung versehen. Bei dieser Auktion ist kein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben. Bei den zwölf Filmtabletten handelt sich laut Beschreibung um einen neuen, unbenutzten und unbeschädigten Artikel in nicht geöffneter Originalverpackung. Hier verspricht der User den Versand per Großbrief. Wie dadurch ein kühles Lagern oder sicheres Verschicken des Medikaments sichergestellt werden soll, wird nicht verraten. Für den Versand verlangt pupupu_86 laut Anzeige 1,45 Euro.

Die pünktlich zur Reisezeit auftauchenden Malaria-Tabletten sind dabei nicht die einzigen verschreibungspflichtigen Wirkstoffe, die derzeit auf der Auktionsplattform Ebay feilgeboten werden. Der Verkäufer mutant169 aus dem polnischen Wroclaw bietet derzeit das Rauchentwöhnungs-Medikament Tabex zum Sofortkauf für 29,95 Euro plus Versand an. Das Medikament mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 02/2020 enthält Cytisin und ist in Deutschland verschreibungspflichtig.

Der Nutzer wurde laut einer Apothekergruppe, die den Online-Marktplatz seit längerem beobachtet, bereits mehrfach für seine unlauteren Geschäfte an Ebay gemeldet. Das Online-Auktionshaus verzichtete demnach jedoch bisher darauf, ihn zu sperren. Sein aktuelles Angebot ist Stand heute noch für vier Wochen auf der Plattform verfügbar.

Die unerlaubten Arzneimittelverkäufe bei Online-Plattformen wurden im Juni auch von der Bundesregierung kommentiert. Grund war eine Anfrage von Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte der Linken im Bundestag. Sie wollte unter anderem wissen, welche Möglichkeiten es gibt, entsprechende Betreiberplattformen, über die Arzneimittel von Privatpersonen gehandelt werden, rechtlich in die Pflicht zu nehmen.

Laut der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Weiss (CDU), werde derzeit geprüft, inwiefern konkrete Sachverhalte von der geltenden Gesetzeslage nicht oder nicht ausreichend strafrechtlich erfasst werden und wie etwaige Strafbarkeitslücken geschlossen werden können. Bestehe beispielsweise eine Strafbarkeit des Verkäufers nach dem Arzneimittelgesetz, beispielsweise wegen unerlaubten Handeltreibens mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, komme beim Plattformbetreiber eine Strafbarkeit wegen Beihilfe in Betracht. Insgesamt gab es laut Bundesregierung 2018 in der Polizeilichen Kriminalstatistik 916 Fälle von Arzneimitteln in der illegalen Verteilerkette.