Großhandel

Trümper: Abschied von Alliance

, Uhr
Berlin -

Alliance Healthcare Deutschland (AHD) kommt nicht zur Ruhe; beim Frankfurter Großhändler gibt es erneut Wechsel an der Spitze: Vom langjährigen Firmenchef Dr. Thomas Trümper hat sich der Konzern klammheimlich getrennt. Für ihn ist Wolfgang Mähr aus dem Vorstand zurück in den Aufsichtsrat gewechselt. Schon im April könnte Vorstandschef Frieder Bangerter gehen.

Trümper war von 2003 bis 2013 Vorstandschef der Anzag, nach der Übernahme durch Alliance Boots – heute Walgreens Boots Alliance (WBA) – übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrats. In dieser Funktion konnte er weiter für Konzernchef Stefano Pessina die Strippen ziehen, ohne dass er allzu sehr ins operative Geschäfts eingebunden war.

Vor Kurzem zog sich Trümper still und leise aus dem Aufsichtsrat zurück. Er verzichtete auf eine erneute Kandidatur. Die Gründe sind nicht bekannt – dass es keinen öffentlichen Dank gab, spricht aber nicht für das glückliche Ende einer jahrelangen Zusammenarbeit. Trümper hatte den Großhändler durch schwieriges Fahrwasser navigiert und auch noch nach dem Eigentümerwechsel gute Mine zum mitunter bösen Spiel gemacht.

Den Posten des Aufsichtsratschefs hat Mähr bereits übernommen. Der ehemalige Vorstand des Konkurrenten Celesio hatte nach seinem Ausscheiden in Stuttgart ab Anfang 2013 für den britischen Mutterkonzern von Alliance gearbeitet und das Großhandelsgeschäft in Westeuropa betreut. Im Februar 2015 bekam er zum Abschied einen Beratervertrag; parallel zog er in den Aufsichtsrat der Deutschlandtochter ein. Dieses Mandat ruhte, seit er im vergangenen Sommer zum Vorstand berufen wurde.

Dass er jetzt in den Aufsichtsrat zurückwechseln kann, dürfte für Mähr ein Glücksfall sein. In der Belegschaft war man ohnehin nie ganz glücklich, da Mähr als Vertrauter von Handelschefin Ornella Barra die Interessen des Mutterkonzerns auch dann vertrat, wenn sie für das Unternehmen zum Nachteil zu sein schienen.

Bei Alliance ist die Stimmung nach mehreren Sparrunden und personellen Wechseln angespannt. Erst im Dezember wurde Jan-Detlef Wohlert, in der Geschäftsleitung bis dahin als Direktor für den Vertrieb verantwortlich, vor die Tür gesetzt. Grund waren angeblich schlechte Zahlen: Der Marktanteil von Alliance ist nach Informationen aus der Branche in den vergangenen Jahren auf 13 Prozent abgesackt.

An Mährs Stelle wurde jetzt Miguels Martins da Silva in den Vorstand berufen. Der Portugiese ist seit 2014 Direktor Operations und wegen seiner gelegentlichen harten Gangart bei der Belegschaft nicht überall beliebt. Eine Dauerlösung scheint auch das nicht zu sein: Angeblich läuft im April der Vertrag von Bangerter aus – dann müsste ein neuer Vorstandschef gefunden werden. Eine offizielle Stellungnahme zu den Wechseln steht aus Frankfurt noch aus.

Dem Betriebsfrieden werden die andauernden Wechsel an der Spitze allerdings alles andere als zuträglich sein. Einem Mitarbeiter zufolge haben in den vergangenen 24 Monaten rund 700 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

Dramatische Sparmaßnahmen seien über alle 25 Niederlassungen verhängt worden, zum Teil mit „irrwitzigen“ Auswirkungen. So sei beispielsweise in der Zentrale ein Bestellverbot erlassen worden, das Hygieneartikel und Büromaterial für die Niederlassungen betraf. In mehreren Niederlassungen seien ganze Abteilungen geschlossen worden.

Zuletzt kursierte im Herbst eine Mail mit der Überschrift „Artgerechte Haltung im Customer Service“, die offenbar an große Teile der Belegschaft ging. 13 Mitarbeiterinnen aus der Telefonzentrale der Niederlassung in Frankfurt forderten darin von ihren Vorgesetzten einen verbindlicheren Umgang. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warnte Mitarbeiter, keine neuen Arbeitsverträge zu unterzeichnen, mit denen die Konditionen gedrückt würden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Frankfurter Wettbewerbszentrale vs. Katjes
Klimaneutral: BGH prüft Kriterien für Werbung
Botschafter besucht OTC-Hersteller
Engelhard spendet 100.000 Euro an die Ukraine

APOTHEKE ADHOC Debatte