Reizdarmsyndrom

Almirall: Constella lohnt sich nicht

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Berlin -

Fycompa, Forxiga, Lyxumia und jetzt Constella: In den Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband setzen zunehmend Hersteller auf den Ausstieg. Nach Eisai, AstraZenca und Sanofi nimmt jetzt auch Almirall im Streit um den Erstattungsbetrag ein Präparat vom Markt. Ab Mai geht Constella außer Vertrieb; sind die Bestände abverkauft, müssen die Apotheken das Mittel gegen Reizdarmsyndrom importieren.

Laut Gemeinsamem Bundesausschuss (G-BA) ist der Zusatznutzen mangels der geforderten Daten nicht belegt. Weil es aber keine vergleichbaren Präparate gibt, musste der Preis trotzdem verhandelt werden.

Laut dem Hersteller Almirall gab es keine Einigung mit dem Kassenverband; das Angebot der Gegenseite lasse keine kostendeckende Vermarktung zu. „Finanziell haben wir schlichtweg keine andere Wahl“, kommentierte Almirall-Chef Farid Taha. Der Preis spiegele den Innovationscharakter und den Nutzen für die Patienten „in keinster Weise“ wider.

Almirall nimmt das Produkt damit vorsorglich nach einem Jahr vom Markt – um zu vermeiden, das ein rückwirkender Beschluss der Schiedsstelle zu Rückforderungen der Kassen führt.

Der Bestand in den Apotheken und beim Großhandel kann ab Mai weiter abverkauft werden. Laut einem Unternehmenssprecher wird der Bestand im Großhandel für circa einen Monat reichen. Schätzungen zufolge kommen zwischen 400.000 und 800.000 Patienten für eine Therapie mit Constella infrage.

Wenn die Lager leer sind, müssen die Apotheken das Präparat über eine internationale Apotheke bestellen. Constella ist in Großbritannien, den skandinavischen Ländern, Irland, Italien, Österreich und der Schweiz erhältlich; für fünf weitere Länder ist die Markteinführung in diesem Jahr geplant. Ein spezielles Lieferprogramm wie von Eisai bei Fycompa wird es bei Almirall nicht geben.

Sollte man doch noch zu einem angemessenen Preis finden, werde man das Produkt auch in Deutschland wieder „wachküssen“, so der Sprecher. Im Fall von Forxiga hatten sich die Hersteller AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb (BMS) am Ende doch noch mit dem GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungspreis geeinigt.

Constella wird einmal täglich oral eingenommen. Der Wirkstoff Linaclotid ist ein Guanylatzyklase-C-Agonist (GCCA). Das Peptid aus 14 Aminosäuren greift an den Rezeptor an, der sich in der Zellmembran von Darmzellen befindet und die Exkretion von Wasser und Chlorid reguliert. Linaclotid löst so die Obstipation. Eine der häufigsten Nebenwirkung ist Diarrhoe.

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