Nationales Gesundheitsportal

Dr. Google mit amtlichem Siegel

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Berlin -

„Das habe ich im Internet gelesen.“ – Dieser Satz dürfte jedem aus dem Apothekenalltag bekannt sein. Patienten suchen im Netz Antworten zu ihren Gesundheitsfragen, oftmals bevor sie Experten aufsuchen. Befragungen zeigen, dass sie jedoch häufig Schwierigkeiten haben, qualitative Informationen herauszufiltern. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ein erstes Konzept eines nationalen Gesundheitsportals veröffentlicht. Die Bürger sollen so bei der Suche nach verlässlichen und gebündelten Informationen zu Gesundheits- und Präventionsfragen unterstützt werden.

„Das Portal soll das Potenzial haben, für die Bürgerinnen und Bürger zum zentralen deutschen Internetangebot für Informationen rund um Fragen zur Gesundheit zu werden“, schreibt das IQWiG. Denn die Schwäche des Internets sei die oft mangelnde Qualität und selbst erfahrene Nutzer hätten Schwierigkeiten, zwischen „guten“ und „schlechten“ Gesundheitsinformation zu unterscheiden. Doch das soll sich bald mit einem politisch und inhaltlich unabhängigen Gesundheitsportal ändern, das sich wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet.

Zuvor hatte das BMG bestimmte Anforderungen an das Portal festgelegt. Dieses soll beispielsweise ausschließlich Informationen enthalten, die qualitätsgesichert, nicht kommerziell und werbefrei sind. Im Hinblick auf Verständlichkeit sollen die Informationen auch für Menschen mit unterschiedlichen Anforderungen an Breite und Tiefe der Inhalte geeignet sein. Zudem sollen die Inhalte so zur Verfügung gestellt werden, dass Bürger sie nach eigenen Vorstellungen für Gespräche und gemeinsame Entscheidungen bei ärztlichen und nicht-ärztlichen Beratern nutzen können. Weiterhin wird eine Barrierefreiheit erforderlich gemacht.

Das BMG fordert zudem, dass das Konzept geeignete rechtliche Rahmen, potenzielle Partner, die technische Umsetzung sowie Inhalte des Portals definieren soll. Dazu gehören etwa Module wie evidenzbasierte Gesundheitsinformationen sowie Präventionsangebote, ein Navigator zu persönlichen/telefonischen Beratungsangeboten sowie einen Navigator zu Kliniken, Ärzten und weiteren Angeboten der Gesundheitsversorgung, damit möglicherweise auch zu Apotheken. „Diese Navigationshilfe zu Beratungsangeboten ist ebenso wichtig wie die Sammlung guter Gesundheitsinformationen“, sagt Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation im IQWiG. Zudem sollen die Strukturen des deutschen Gesundheitswesens erläutert und gegebenenfalls aktuelle Medienberichte bewertet werden.

Das Portal soll stufenweise auf- und ausgebaut werden. So könnten erste Inhalte frühzeitig nutzbar gemacht und weitere Informationen nach und nach ergänzt werden. „Als erste Stufe bietet sich eine Suchmaschine an, die ausschließlich die Inhalte akkreditierter Content-Partner erfasst“, so das IQWiG. Somit würde den Nutzern dem Stand der Technik entsprechende Trefferlisten geliefert. Zunächst sollen die Treffer auf die externen Angebote der Partner verweisen und dann schrittweise mit eigenen Inhalten ausgebaut werden. Schon von Anfang an soll das Projekt begleitend wissenschaftlich evaluiert werden.

Das BMG geht davon aus, dass kein Anbieter alleine in der Lage wäre, evidenzbasierte Informationen zu sämtlichen Themenbereichen bereitzustellen. Deshalb sollen sich an „an Evidenz orientierte Anbieter“ auf gemeinsame Qualitätsstandards einigen und als „Content-Partner“ ihre Inhalte auf einer kooperativen Plattform bereitstellen. Bis zum 13. März 2018 können interessierte Personen und Institutionen zu diesem Konzeptentwurf eine schriftlich Stellungnahme einreichen.

Als maßgeblich für den Erfolg des Portals wird betrachtet, ob sich der Träger an den Bedürfnissen von Nutzern orientiert und den Qualitätsanforderungen entsprechen kann. Zudem soll er genügend relevante Partner mit qualitativ hochwertigen und damit verlässlichen Informationen gewinnen. „Nur dann wird das Portal bei den Zielgruppen gut angenommen werden“, sagt Koch ohne Zweifel. „Verbraucher und Patienten müssen deshalb von Anfang an in die Entwicklung mit einbezogen werden.“

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