Monsanto-Streit

Glyphosat: Bayer holt renommierte Berater

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Leverkusen -

Der Unkrautvernichter der US-Tochter Monsanto hat sich für den Dax-Konzern zu einem riesigen Problem entwickelt: In den USA eine Klagewelle und an der Börse der Absturz. Für das weitere Vorgehen auch vor Gericht heuern die Leverkusener Top-Leute an.

Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer geht in der Debatte um den Unkrautvernichter Glyphosat nach einem rapiden Börsenabsturz und Rückschlägen vor Gericht in die Offensive. Nach drei verlorenen Prozessen um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter lotet der Dax-Konzern auch die Möglichkeit einer Einigung mit den vielen tausend Klägern aus. Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns beschloss gestern ein Maßnahmenpaket, „mit denen die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens angegangen werden sollen”, wie die Bayer AG nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte.

Dazu holt sich der Industrieriese auch zwei renommierte US-Anwälte als Berater und Mediator zur Bewältigung der juristischen Streitigkeiten an Bord. Der US-Anwalt John H. Beisner sei beauftragt worden, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat zu beraten. Beisner sei ausgewiesener Experte für Produkthaftungsklagen. Zum Mediator sei Ken Feinberg benannt worden. Dieser habe nachgewiesene Erfolge als Mediator in einigen der komplexesten Vergleiche, hieß es.

„Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen und die heutigen Entscheidungen dazu beitragen werden, das Vertrauen unserer Aktionäre und Stakeholder in die wichtigen Beiträge von Bayer zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Gesellschaft zu stärken”, sagte Aufsichtsratschef Werner Wenning.

US-Richter Vince Chhabria, bei dem mehrere hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt sind, hatte den US-Staranwalt und -Schlichter Feinberg im Mai auf vorläufiger Basis zum Schlichter bestellt. Feinberg war schon im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sowie beim Abgasskandal von Volkswagen aktiv. In diesen Fällen betreute er Entschädigungsfonds.

Der Unkrautvernichter der US-Tochter Monsanto hat sich für Bayer zuletzt immer mehr zu einem Problem entwickelt. Der Konzern sieht sich in den USA mit einer Klagewelle wegen möglicher Gesundheitsschäden durch Glyphosat konfrontiert. Der Dax-Konzern, der Monsanto 2018 für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hatte, ist inzwischen mit rund 13.400 US-Klagen konfrontiert. Investoren fürchten milliardenschwere Risiken. Der Bayer-Aktienkurs war nach dem ersten verlorenen Prozess im August 2018 auf Talfahrt gegangen.

Der Aufsichtsrat habe das weitere strategische Vorgehen bei den anstehenden Gerichtsverfahren erörtert. Das Gremium sehe die „negativen Auswirkungen, die von der Unsicherheit im Zusammenhang mit den Gerichtsverfahren auf den Aktienkurs” ausgehen, hieß es in der Mitteilung weiter. Bayer gründet zudem einen Aufsichtsratsausschuss, der die Causa Glyphosat vorantreiben soll.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannte sich zuvor zu dem im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbarten Glyphosat-Ausstieg: „Wir werden dahin kommen, dass es eines Tages keinen Glyphosat-Einsatz mehr gibt”, sagte Merkel am Mittwoch bei der Regierungsbefragung im Bundestag. Im Ringen um eine einheitliche Regierungslinie zu dem Unkrautvernichtungsmittel rechnet sie mit einer baldigen Einigung: „Ich glaube, dass wir spätestens im September Ihnen eine Lösung präsentieren können.”

Vor einigen Tagen hatte Bayer angekündigt, in den kommenden zehn Jahren rund fünf Milliarden Euro in die Suche nach Alternativen zu Glyphosat investieren zu wollen. Die Leverkusener hatten zugleich betont, Glyphosat werde weiter eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft und in der Produktpalette des Unternehmens spielen. Doch wolle der Konzern zusätzliche Methoden entwickeln.

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