Österreich

Aus für Apothekenportal

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Berlin -

Die Kosten waren zu hoch, der Erfolg mochte sich nicht einstellen: Der Österreichische Apothekerverband stellt sein Internetportal APOdirekt nach knapp drei Jahren zum 30. Juni ein. Der Versuch einer Alternative zum Versandhandel müsse nach knapp drei Jahren wohl als gescheitert betrachtet werden, so der Verband.

Trotz professioneller Umsetzung, technisch einwandfreiem Betrieb und strikter Einhaltung des Budgets seien die Erwartungen nicht erfüllt werden. Nach Angaben des Verbands hätten sich 733 Apotheken an APOdirekt beteiligt. Doch im Durchschnitt seien zwischen Januar 2015 bis Dezember 2016 nur knapp 500 Bestellungen pro Monat eingegangen. Zudem seien die Zugriffszahlen auf die angeschlossenen Informationsseiten verglichen mit anderen Gesundheitsseiten sehr niedrig gewesen. Die erhofften Werbeeinnahmen zur Entlastung des Verbandshaushalts seien fast völlig ausgeblieben. „Zudem wird das Portal dem Wunsch nach einer Apotheken-Gesundheitsplattform für Endkunden nur unzureichend gerecht.“

Mit dem Angebot wollten sich die Österreicher 2014 vorsorglich gegen den ein Jahr später zugelassenen Versandhandel in Stellung bringen. Bei APOdirekt konnten alle rezeptfrei erhältlichen Medikamente, Kosmetik- und Nahrungsergänzungsprodukte durchstöbert und reserviert werden. Der Kunde bekam seine Ware jedoch nicht in seinen Briefkasten geliefert. Stattdessen wurde sie in der per Mausklick ausgewählten Abholapotheke reserviert. Sobald die Bestellung abholbereit war, informierte die Apotheke per E-Mail oder SMS. Dem Kunden blieben sieben Tage, um seine Ware vor Ort abzuholen. Womöglich verglichen mit der Direktzustellung durch die Versandapotheke die umständlichere Methode: „Mit weniger als einer Bestellung pro teilnehmender Apotheke monatlich muss die Idee des Click & Collect-Systems als ‚Alternative‘ zum Versandhandel wohl als gescheitert betrachtet werden“, räumt der Österreichische Apothekerverband in seiner Mitteilung ein.

Mit Abschalten der Seite steht das Vorreserviersystem nicht mehr zur Verfügung. Wer als Apotheker dort Kundenkontakte oder Informationen zu Bestellungen verwaltet, ist gehalten, die Informationen rechtzeitig zu entnehmen. Im Gegenzug wird den angeschlossenen Apotheken schon seit April die Teilnahmegebühr erlassen. Der Apothekerverband kündigt derweil neue Initiativen für Internet und neue Medien an. Man werde sich gemeinsam mit der neu engagierten Kommunikationsagentur intensiv mit der Internetpräsenz der Apothekerschaft beschäftigen.

Bereits seit 2003 dürfen Apotheken aus der EU in Österreich zugelassene rezeptfreie Präparate in das Land versenden. Die bestellten Medikamente dürfen nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt sein. Seit Juli 2015 ist das auch den einheimischen Apotheken erlaubt. Rx-Medikamente, Tierarzneimittel und Rezepturen sind vom Versand ausgeschlossen.

Inländische Apotheken, die Arzneimittel verschicken wollen, müssen dies dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) melden. Die Apotheken werden regelmäßig überprüft. Sie können Arzneimittel nur in einer üblichen Menge verschicken, Mindestbestellmengen dürfen nicht vorgeschrieben werden. Die Webshops müssen außerdem das EU-einheitliche Logo für Internetapotheken. Wird das Logo angeklickt, führt es die Kunden auf die Homepage des BASG, wo die Liste der registrierten Versandapotheken hinterlegt ist. So solle ausgeschlossen werden, dass Patienten Opfer von Anbietern illegaler oder gefälschter Arzneimittel werden, so die BASG. In der Fernabsatz-Verordnung ist festgelegt, dass hinter jeder Onlineapotheke eine real existierende österreichische Apotheke stehen muss. Außerdem muss eine Aufsicht durch einen Apotheker gewährleistet sein. Obligatorisch sind eine Qualitätssicherung, ein Qualitätsmanagement sowie eine kostenlose telefonische Beratung.

Die österreichische Apothekerkammer schreibt sich auf die Fahne, die Konkurrenz kleingehalten zu haben. „Durch verschiedenen Maßnahmen ist er eine Randerscheinung geblieben“, sagte ihr scheidender Präsident Max Wellan. „Der Anteil des OTC-Versandhandels liegt in Österreich unter 1 Prozent. Das hat viel Arbeit gekostet. Abgeblockt werden konnte auch der Verkauf von OTC-Arzneimitteln in Supermärkten und Drogerien.

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