Patientenservice

Medikationscheck für 15 Euro

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Berlin -

Bei der Erstellung des Medikationsplans wurden die Apotheker vom Gesetzgeber übergangen. Kein Grund für Apothekerin Susanne Wienzek, das wichtige Thema anderen zu überlassen: „Alle Medikamente auf einen Blick“ – in der Westerwinkel-Apotheke in Ascheberg findet am kommenden Montag ein Informationsabend statt.  Denn Wienzek hat bemerkt, dass viele Patienten mit Wirkungen und Wechselwirkungen überfordert sind. Wer mehr als fünf Medikamente einnehmen muss, verliert oft den Überblick.

„Wir bieten als Service an, uns mit den Patienten zusammenzusetzen und gemeinsam alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel durchzugehen“, sagt Wienzek. Um für dieses Angebot die Werbetrommel zu rühren, sind alle Kunden eingeladen, sich am 15. Mai um 19 Uhr Basiswissen anzueignen. Die Themen des Abends sind für Menschen, die Angehörige pflegen ebenso interessant wie für Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen müssen. Auch wer gesund ist und sich vielleicht noch nie mit der Problematik beschäftigt haben, ist bei freiem Eintritt willkommen.

„Gemeinsam mit meinen Apothekerinnen werde ich einen kleinen Vortrag halten und die Patienten zu den Themen ‚Arzneimittelsicherheit‘ und ‚persönlicher Medikamentenplan‘ informieren“, so Wienzek. Wichtige Themen, die bei Nichtkenntnis oder Nichteinhalten der empfohlenen Richtlinien in vielen Fällen unerfreulich und in wenigen Fällen lebensgefährdend werden können. „Es geht um klassische Wechselwirkungen wie zum Beispiel den Umstand, dass Grapefruitsaft bei Medikamenteneinnahme die Stoffwechseltätigkeit verändern kann.“

Klar, das weiß jeder Apotheker und auch viele Patienten haben es schon mal gelesen – und wieder vergessen. „Wir stellen fest, dass viele Patienten gar nicht wissen, warum sie bestimmte Medikamente einnehmen.“ Das liegt nicht an Desinformation durch den Arzt: „Natürlich haben sie ihren Patienten gesagt, wogegen sie die Tabletten einnehmen müssen. Aber wenn Sie 80 Jahre alt sind, haben Sie es möglicherweise auch schnell wieder vergessen. Und Ärzte haben wenig Zeit, sie benutzen häufig Fachbegriffe, weil es für sie selbstverständlich ist. Sie gehen davon aus, dass der Patient sie verstanden hat. Ein Arzt erklärt nicht eine Viertelstunde lang, was ein Betablocker ist.“

Wienzeks Erfahrung nach sind viele Patienten dankbar, wenn man sich die Zeit nimmt, alle Medikamente und deren Wirkungen und Wechselwirkungen zu besprechen: „Viele nehmen hier was und da was und noch ein bisschen etwas aus der Drogerie, weil es ja nicht schaden kann. Wenn dann zum Beispiel ihr Schilddrüsenmedikament nicht wirkt, wundern sie sich. Wir stellen gemeinsam einen Plan auf, das dauert mindestens eine, manchmal auch bis zu zwei Stunden.“ Der Service kostet 15 Euro, egal wie lange die Beratung dauert.

Die Apothekerin mahnt ihre Kunden liebevoll: „Man sollte nicht gedankenlos immer alles schlucken. Viele sagen, das habe ihr Arzt verordnet, sie hinterfragen nicht. Manche Patienten können es oft gar nicht, weil sie nicht fit genug sind, andere wiederum, besonders aus der älteren Generation, sind sehr arzthörig, sie trauen sich nicht, Fragen zu stellen.“

Der zuverlässige Medikationsplan beruhigt viele Patienten – und kann bei unerklärlichen Beschwerden oder dem Gefühl, dass das Medikament nicht so gut wirkt wie erwartet, helfen. Hat das Team der Westerwinkel-Apotheke den Eindruck, dass etwas massiv schlecht läuft, kontaktieren die Mitarbeiter den betreffenden Arzt und finden eine Lösung.

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