Filiale 100 Meter entfernt

Center-Apotheker macht sich zu viel Konkurrenz

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Berlin -

Inhaber Eckhard Haupt hat etwas gewagt – aber es hat anscheinend nicht funktioniert. Vor gut anderthalb Jahren eröffnete er nur 100 Meter Luftlinie von seiner Apotheke eine Filiale: Die beiden deckten zwei Eingänge des Bielefelder Loom Centers ab, es führte sozusagen kein Weg an ihm vorbei. Beide Apotheken sollten sich ergänzen und verschiedene Kundengruppen ansprechen. Doch das Konzept ging offenbar nicht auf.

Ab Donnerstag ist die Haupt-Apotheke Geschichte. Die Belegschaft von Inhaber Eckhard Haupt wird ab dann wieder komplett in der ursprünglichen Offizin, der Bären-Apotheke, tätig sein. „Ab dem 16.05. sind wir ein Team!“, prangt ein Plakat im Schaufenster der Apotheke. „Wir ziehen um in die Bären-Apotheke.“ Gleich daneben ist für die Kunden erklärt, wo es lang geht: Die Straße runter und dann links, denn da liegt bereits die Bären-Apotheke.

In einer anderen Bekanntmachung ist die Rede davon, dass die beiden Apotheken nun ihre Kompetenzen bündeln. Mindestens drei Mitarbeiter der Haupt-Apotheke werden ab Ende kommender Woche in der Bären-Apotheke arbeiten. Nicht weiter geht es dort für Apothekerin Julia Heidemann: Die Filialleiterin der Haupt-Apotheke trennt sich vom Betrieb. In einer Videobotschaft verabschiedete sie sich von der Kundschaft: „Heute melde ich mich tatsächlich zum letzten Mal in Form eines Videos bei Euch“, so Heidemann. „Mit der Zusammenlegung der Haupt-Apotheke zurück in die Bären-Apotheke endet für mich meine Zeit hier im Unternehmen. Ich widme mich einer neuen Aufgabe.“

Heidemann hatte für die Haupt-Apotheke auch die Kommunikation über soziale Medien übernommen. Regelmäßig wendete sie sich Fotos und Videos von Produkttests und -empfehlungen an die Kundschaft. Ihr Ausstieg ist aber kein Abstieg: Künftig wird Heidemann ebenfalls als Filialleiterin die Apotheke Berliner Straße im benachbarten Herford leiten. Für eine Stellungnahme zu den Gründen für die Schließung stand Inhaber Haupt bisher nicht zur Verfügung.

Vor ziemlich genau einem halben Jahr zeigte sich der sich Apotheker noch verhalten zufrieden mit der bisherigen Entwicklung der Filiale. Sein Konzept gehe so weit auf und das erste Jahr sei gut gelaufen. „Mehr Kunden könnte natürlich jede Apotheke gebrauchen, aber mit der bisherigen Entwicklung sind wir trotzdem sehr zufrieden“, so Haupt damals. Eine Prognose, ob sich die Apotheke dauerhaft wird halten können, wollte er dennoch nicht abgeben: „Bielefeld ist mit Apotheken gut versorgt. In so einer Situation dauert es schon zwei bis drei Jahre, bis sich eine Apotheke nachhaltig etabliert hat.“ Schon bei Eröffnung der Haupt-Apotheke hatte er sich betont realistisch gegeben: „Inwiefern sich Synergien oder aber Kannibalisierungseffekte aus der Situation ergeben, kann ich noch nicht sagen“, räumte er im Juni 2017 ein.

Haupt und seine Mitarbeiter hatten allerdings nicht nur wegen der Konkurrenz, sondern auch mit widrigen äußeren Umständen zu kämpfen. „Seit drei Jahren sind wir eigentlich kontinuierlich eine Baustelle“, erklärte er im November. Eine Woche nach der Eröffnung begann schräg gegenüber der Haupt-Apotheke die Arbeit an einer Großbaustelle. „Das war schon eine Belastung. Im Sommer beispielsweise mussten wir wegen des Lärms und Schmutzes stets die Türen geschlossen halten. So kann man natürlich mit einer neuen Apotheke keine Offenheit signalisieren.“

Das Konzept hinter den beiden Apotheken sah vor, dass sie jeweils eine andere Zielgruppe ansprechen: Die Bären-Apotheke präsentierte sich als klassische Apotheke mit Holzmobiliar, die Dienstleistungen wie Blutdruckmessung oder Kompressionsberatung anbietet. Die Haupt-Apotheke dagegen präsentiert sich modern und soll eher das jüngere Publikum ansprechen, Inventar und Produktangebot spiegeln das wider.

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