Säureblocker

PPI: Auslöser für B12-Mangel

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Berlin -

Sie gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln und wurden in der Vergangenheit stark kritisiert. Protonenpumpenhemmer (PPI) könnten Auslöser für Demenz sein und gar das Sterberisiko erhöhen. Eine weitere Schattenseite der wirkungsvollen Arzneistoffe ist das Auslösen eines Mangels an Vitamin B12.

Ein Mangel an Vitamin B12 zeigt sich unspezifisch. Symptome können Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sein. Die Folgen können neurologischer und psychiatrischer Natur sein und in einer Demenz enden. Mangelerscheinungen zeigen sich meist erst nach zwei bis drei Jahren, wenn die Speicher in Leber, Muskeln und Herz aufgebraucht sind. Bei Vitamin B12 handelt es sich um eine essentielle Substanz, die der Körper nicht selbst bilden kann.

Enthalten ist B12 vor allem in tierischen Lebensmitteln. Innereien, Fleisch und Fisch sind reich an dem Vitamin. Milchprodukte hingegen liefern nur wenig B12, Chlorella hat hingegen mehr zu bieten. Der Körper benötigt jedoch Magensäure, um das Vitamin aus der Nahrung freisetzen zu können. Die pH-abhängige Resorption über den Intrinsic Faktor wird bei gehemmter Magensäuresekretion ebenfalls beeinträchtigt.

PPI wie Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol sowie H2-Rezeptorblocker wie Ranitidin sind Magensäureblocker und stören so die B12-Aufnahme. PPI sind indiziert zur Behandlung von verschiedenen Ulzera und Helicobacter pylori im Rahmen der Triple-Therapie, zur Prophylaxe und Therapie von gastrointestinalen Ulzera durch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Refluxkrankheit und Ösophagitis sowie dem Zollinger-Ellison-Syndrom. Sie verhindern die Sekretion der Magensäure durch eine spezifische Hemmung der Protonenpumpe. Die verminderte Freisetzung der Magensäure ist reversibel. Die Wirkstoffe sind säureempfindlich und daher mit einem magensaftresistenten Überzug versehen. Daher können sie erst im Dünndarm resorbiert werden.

Die jeweiligen Prodrugs gelangen über den Blutkreislauf an die Belegzellen im Magen und werden dort durch die Säure in ihre eigentliche Wirkform überführt. Durch Bindung an die H+/K+-ATPase wird die Protonenpumpe an der Freisetzung der Magensäure irreversibel gehemmt. Die lange Wirkdauer beruht auf der Neubildung der H/K-ATPase, die etwa ein bis drei Tage in Anspruch nimmt.

Bei akuten Beschwerden kann die Therapiedauer etwa zwei bis acht Wochen andauern. Ist jedoch eine Behandlung über einen langen Zeitraum erforderlich und kann eine einige Jahre andauern, nimmt das Risiko für einen B12-Mangel zu und eine Substitution kann unerlässlich sein.

Eine Fallkohortenstudie verglich 25.956 Patienten mit der Diagnose B12- Mangel in den Jahren 1997 und 2011 mit 184.199 Patienten ohne vorab diagnostiziertes Defizit. In der Gruppe mit B12-Mangel wurden 12 Prozent über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren mit einem PPI und 4,2 Prozent mit einem H2-Blocker behandelt. In der Kontrollgruppe wurden etwa 7 Prozent mit einem PPI und etwa 3 Prozent mit einem H2-Blocker für mehr als zwei Jahre therapiert. Die Auswertung zeigte ein um ein 1,65-fach erhöhtes Risiko für einen B12-Mangel bei PPI und 1,25-Fach erhöht bei H2-Blockern. Das Risiko stieg mit einer Dosiserhöhung.

Werden PPI oder H2-Blocker über einen längeren Zeitraum eingenommen, wird daher eine Kontrolle des Blutbildes empfohlen. So könne ermittelt werden, ob eine Substitution notwendig ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine tägliche Höchstmenge von 25 µg im Rahmen der Substitution nicht zu überschreiten. Von einem Mangel spricht man bei Erwachsenen bei einem Vitamin-B12-Blutspiegel unter 120 –180 pmol/l (170–250 pg/ml).

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