Kommissionierautomaten

Crash im Rowa: 23.000 Euro Schaden

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Berlin -

Noch immer ist Carolin Ernst schockiert, wenn sie an den Greifer ihres Rowa denkt. Ein Mitarbeiter ihrer Landapotheke im hessischen Neckarsteinach vergaß einen Hocker im Kommissionierautomaten. Als das Gerät das nächste Mal nach einer Packung griff, krachte es. Durch den Zusammenstoß entstand ein Schaden in fünfstelliger Höhe.

Ernst übernahm die Steinach-Apotheke im Oktober 2012 mit dem Kommissionierer von Rowa. Als Mitte März eine Packung im Lager verschoben war, griff einer der zwölf Mitarbeiter wie gewohnt zum Tritthocker und rückte die Ware zurecht. Dass der Schemel im Automaten vergessen wurde, bemerkte niemand.

Als der Greifarm das nächste Mal nach einer Arzneimittelpackung griff, war der vergessene Hocker im Weg. „Der Greifarm ist durch den Aufprall abgebrochen“, sagt Ernst. Es habe einen „ordentlichen Schlag“ gegeben. Die Inhaberin rief sofort beim Serviceteam des Herstellers an. „Rowa war super und hat schnell geholfen“, sagt sie. Nach kurzer Zeit kam ein Mitarbeiter des Kelberger Unternehmens und begutachtete die Lage.

Der Techniker konnte den Schaden vor Ort jedoch nicht reparieren. Der Arm war durch den Aufprall komplett aus der Halterung gerissen und musste ersetzt werden. Der Greifer sei das Herzstück und teuerste Ersatzteil des Automaten, sagt Rowa-Geschäftsführer Dirk Wingenter. Am nächsten Morgen sei der Arm aus einem Lager in Kelberg geliefert und montiert worden.

Der Schaden belief sich auf rund 23.000 Euro. „Brauchen kann es niemand. Stemmen muss man es irgendwie“, sagt die Inhaberin. Das Ersatzteil muss Ernst aus eigener Tasche bezahlen. Denn die Apothekerin war nicht über Rowa versichert. „Wir bieten eine zusätzliche Absicherung an, bei der alle Risiken gedeckt sind.“ Den Einsatz des Technikers müsse die Apothekerin nicht bezahlen, so Wingenter.

Ernst selbst hat zwar eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. „Menschliches Versagen ist darin aber leider nicht abgedeckt“, sagt sie. Wäre der Rowa abgebrannt, geflutet oder bei einem Einbruch beschädigt worden, hätte sie die Kosten erstattet bekommen. Der Unfall habe die Stimmung im Team gedämpft, sagt die Apothekerin. Der Mitarbeiter, der den Hocker vergessen hatte, stand zunächst unter Schock. „Er ist aber noch da und ein guter Mitarbeiter.“ Wichtig sei, dass niemand verletzt wurde. „Das ist viel wert.“

Laut Wingenter kommt es immer mal wieder vor, dass in den Kommissionierern Hocker oder Leitern vergessen werden. Pro Jahr gebe es in Deutschland und im Ausland zwei bis drei Fälle. Manchmal fahre der Greifer seitlich dagegen, dann sei der Schaden meist gering, sagt er. Der Arm könne sich bei der Kollision auch verstellen, was der Techniker vor Ort reparieren könne. „In den meisten Fällen läuft es glimpflich ab.“

Es sind aber auch Fälle bekannt, bei denen es ohne menschliches Versagen zu derart dramatischen Ereignissen kam. Vor Jahren ist der Greifarm eines „Mach4“ in einer Berliner Apotheke zu weit gefahren und gegen das Kopfende mit der Türseite gefahren. Ein Techniker hat den Greifarm neu justiert. In einem anderen Fall war es sogar zu einem leichten Personenschaden gekommen.

Kleinere Schäden können im Lagerraum entstehen, wenn der Kommissionierer nicht richtig eingestellt ist: Immer wieder klagen Angestellte in Apotheken über zerdrückte oder durchstochene Packungen, mit denen der Greifer zu unsanft umgegangen ist.

Um den knappen Platz im Innenraum möglichst effizient zu nutzen, lagern die Automaten chaotisch ein – und kommen dabei offenbar zuweilen selbst durcheinander. Wenn der Greifer ein Fach als leer vermutet oder die Größe der Packung falsch abschätzt, können nicht nur die Packungen, sondern manchmal auch die gläsernen Lagerböden Schaden nehmen.

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