Wechselwirkungen

Fresh-up: Photosensibilisierung

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Berlin -

Die Temperaturen steigen. Wir genießen die hellen Sonnenstrahlen auf unserer Haut, die auch der Seele gut tun. Doch der Aufenthalt in der Sonne kann bei der Einnahme bestimmter Medikamente Gefahren mit sich bringen. Einige Substanzen können die Empfindlichkeit unserer Haut für UV-Strahlung erhöhen und schnell zu Hautreizungen führen, die einem starken Sonnenbrand ähneln.

Starke Rötungen, Blasenbildung, Ausschlag oder Schuppung können die Folgen sein. Langfristig kann eine Fehlpigmentierung der Haut mit hellen (Hypopigmentierung) oder dunklen (Hyperpigmentierung) Flecken auftreten. Diese photochemischen Reaktionen werden durch die langwelligere UVA-Strahlung ausgelöst. Sie kann im Gegensatz zur UVB-Strahlung auch durch Glas und Kleidung in unsere Haut eindringen. Daher ist auch im Auto oder in Büroräumen Vorsicht geboten!

Bei solchen Allergien laufen in unserer Haut komplizierte chemische Reaktionen ab. Die betroffenen Wirkstoffe besitzen die Fähigkeit, Photonen aus der UV-Strahlung zu absorbieren. Dadurch gelangen sie kurzzeitig in einen angeregten energetischen Zustand. Wird dieser wieder verlassen, wird die überschüssige Energie in Form von Wärmeenergie abgegeben. Dieser Hitzeüberschuss führt zu Hautreizungen und Hautschäden.

Generell unterscheidet man zwischen photoallergischen und phototoxischen Reaktionen. Die phototoxischen Reaktionen treten meist unmittelbar nach der Sonneneinstrahlung auf. Sie erfolgen ohne Sensibilisierungsphase und sind scharf auf die sonnenexponierten Bereiche begrenzt. Oft ist diese Reaktion auch dosisabhängig. Photoallergische Reaktionen treten erst bei wiederholter Sonneneinstrahlung auf. Der auslösende Wirkstoff bindet in der Haut an Proteine und bildet Antigene, die bei erneuter Aussetzung zu einer Reaktion führen. Aufgrund dieser Sensibilisierungsphase wird diese Art auch Spättyp genannt. Jedoch können die Symptome nicht nur an den Hautstellen auftreten, die der Sonne ausgesetzt waren, sondern am ganzen Körper.

Um Hautreaktionen zu vermeiden, sollten die Auslöser am besten gemieden werden. Bei Medikamenten ist ein einfaches Absetzen aber nicht möglich, vor allem wenn es sich um eine Dauermedikation handelt. In Rücksprache mit dem Arzt kann womöglich die Dosis auf ein Minimum reduziert werden. Zudem sollten Betroffene die Mittagssonne meiden und immer einen hohen UV-Schutz auftragen, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. Es gibt mittlerweile sogar Kleidung, die einen speziell ausgewiesenen UV-Schutz besitzt. An Fensterscheiben – daheim oder im Auto – können UV-undurchlässige Folien angebracht werden.

Ob eine solche Reaktion entsteht, hängt zum einen von den Eigenschaften der Haut, aber auch von den Eigenschaften des Wirkstoffes ab. Bei der Haut kommt es zum Beispiel auf die Hautdicke, die Körpertemperatur und auch die Behaarung an. Beim Wirkstoff spielen die chemischen und physikalischen Eigenschaften wie pH-Wert oder Lipophilie eine zentrale Rolle. Aber auch die Art der Applikation – topisch oder systemisch – sowie die Konzentration der Substanz und die verwendeten Hilfsstoffe ist entscheidend.

Aber welche Wirkstoffe oder Wirkstoffgruppen sind denn nun charakteristisch für das Auslösen solcher Reaktionen? Bei einigen Wirkstoffgruppen ist es allgemein bekannt, dass während der Einnahme auf eine übermäßige UV-Strahlung verzichtet werden sollte..

  • Dazu zählen Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer, Tetrazykline oder der Sulfonamide wie zum Beispiel Doxycyclin oder Ciprofloxacin.
  • Aber auch Diuretika wie Hydrochlorothiazid, Furosemid oder Triamteren und Xipamid stehen ganz oben in der Liste der Auslöser.
  • Auch Antidepressiva und Antipsychotika wie Amitriptylin oder Promethazin können die Haut lichtempfindlicher machen.
  • Entzündungshemmer wie Diclofenac, Ibuprofen, aber auch Naproxen oder Piroxicam können zu starken photochemischen Hautreaktionen führen. Das gilt vor allem, wenn sie regelmäßig und in hohen Dosen eingenommen werden.
  • Vorsicht bei Antiepileptika: Valproinsäure, Carbamazepin, Lamotrigin oder Phenytoin besitzen ein besonders hohes Potential.
  • Antiallergika: Bei Diphenhydramin und Loratadin sollten die Patienten auf die Möglichkeit solcher Reaktionen hingewiesen werden.
  • Bei der Einnahme von Hormonpräparaten, die Estrogene oder Progesteron enthalten, ist auf einen ausreichenden Schutz zu achten.
  • Das gilt auch für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Amiodaron, Ramipril, Captopril, Enalapril oder auch Nifedipin können Auslöser für allergische Reaktionen sein.



Aber nicht nur eingenommene Medikamente, auch topisch angewendete Salben und Cremes mit Corticosteroiden, Isotretinoin oder Methoxalen sind gefährlich in Kombination mit starker UV-Strahlung.

Neben den zahlreichen chemischen Wirkstoffen gibt es aber auch pflanzliche Wirkstoffe, die zu UV-Reaktionen führen können. Der bekannteste Vertreter ist das Johanniskraut. Der in ihm enthaltene Wirkstoff Hypericin kann zum sogenannten Hypericismus führen. Jedoch ist mittlerweile umstritten, ob die bei Depressionen verabreichten Dosen ausreichen, um wirklich zu Beschwerden zu führen.

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