Einsparpläne

Leiterin kämpft für die Klinikapotheke

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Berlin -

Um die Kosten des kommunalen Ortenauer Klinikverbundes zu senken, wollen Geschäftsführung sowie Lokalpolitik die Zentralapotheke am Standort Lahr auflösen und die Arzneimittelversorgung von Offenburg aus leisten. Am Lahrer Klinikum regt sich Widerstand gegen die geplante Zusammenlegung. Die in Aussicht gestellten Einsparungen seien nicht nur maßlos überzogen. Durch die Fusion würde auch die Versorgung der Patienten geschwächt, heißt es.

Wie viele kommunale Kliniken steckt auch der Ortenauer Verbund offenbar in einer schwierigen finanziellen Situation. Die Frage, wie man die Kosten senken kann, beschäftigt seit einiger Zeit die Geschäftsführung sowie die politisch Verantwortlichen in den Standortkommunen und im Landratsamt. Der neuste Vorschlag: Die Klinikapotheken von Offenburg und Lahr sollen zusammengelegt werden. Doch dagegen regt sich nun heftiger Widerstand.

Vor allem die leitende Apothekerin Elisabeth Kempf wehrt sich gegen die Zusammenlegung und die faktische Schließung der Klinikapotheke am Standort Lahr. „Unsere gewachsenen, gut funktionierenden Strukturen werden nun zum Bauernopfer“, beklagt sie. Statt unprofitable Häuser des Verbundes zu schließen, werde die gewinnbringende Klinikapotheke in Lahr wegrationalisiert, um den Anschein von Einsparungen zu wahren. Der Vorschlag, auf drei bis vier kleine Standorte zu verzichten, ist zuvor nach Angaben von Kempf am Widerstand der lokalen Politik gescheitert.

Dabei sind die in Aussicht gestellten Einsparungen durch die Fusion der beiden Klinikapotheken kaum zu realisieren, sagt Kempf. Die Gutachten, die ein Einsparpotenzial von 350.000 Euro ausgemacht hätten, seien handwerklich fehlerhaft. So werde darin beispielsweise davon ausgegangen, dass die Stelle der leitenden Apothekerin und dadurch etwa 100.000 Euro eingespart werden könnten. „Der Gutachter legt dabei nach eigenen Angaben das durchschnittliche Gehalt eines Klinikapothekers zugrunde“, erklärt die Apothekerin. „Sogar mein Gehalt als leitende Apothekerin ist weit davon entfernt.“

Die Fehler hätte sogar die Geschäftsführung erkannt und das Einsparpotenzial auf rund 250.000 Euro beziffert. „Auch wenn diese Summe wie durch ein Wunder realisiert würde, würde sie den Verbund wohl kaum aus der finanziellen Not befreien“, sagt sie.

Die Zentralapotheke sei Dienstleister für das gesamte Lahrer Klinikum, erläutert Kempf, die die Apotheke seit 16 Jahren führt. Ihre Aufgabe bestehe primär in der Arzneimittelversorgung der stationären Krankenhauspatienten und der Beratung aller Mitarbeiter der therapeutischen Teams und der Patienten. Zudem stellt die Apotheke in ihrem erst 2013 modernisierten Sterillabor Zytostatika her. Durch die Versorgung onkologischer Patienten erzeuge die Zentralapotheke Lahr nach Angaben von Kempf einen Zusatzgewinn von rund 1,5 Millionen Euro im Jahr. Diese Einnahmequelle würde für Lahr wegbrechen.

Nicht nur aus finanzieller Sicht sei die Zusammenlegung kaum sinnvoll. Auch die Versorgung der Patienten würde darunter leiden, ist die Apothekerin überzeugt. So könne die Dosierung von Zytostatika entsprechend den aktuellen Blutwerten des Patienten oft erst kurzfristig festgelegt werden. Die kurzen Wege am Lahrer Klinikum sind nach Ansicht von Kempf daher ein großer Vorteil, weil Infusionen zeitnah hergestellt werden können, was den Patienten, die durch die schwere Krankheit schon genug belastet sind, unnötige Wartezeit erspart. Nach der Zusammenlegung sollen Zytostatika einmal am Tag aus Offenburg geliefert werden.

Außerdem sei die Offenburger Apotheke zu klein, um das komplette Versorgungsangebot der Lahrer Apotheke mit zu übernehmen, betont die Apothekerin, die zum Ende des Jahres in Rente geht und in den letzten Monaten ihrer beruflichen Laufbahn um den Erhalt der Klinikapotheke kämpft.

Es wären in Offenburg Erweiterungen und Neuanschaffungen nötig, deren Kosten noch nicht feststehen und die nicht gegengerechnet seien. Am 11. Juli tagt der Krankenhaus-Ausschuss. Dann wird wohl auch über das Schicksal der Lahrer Klinikapotheke entschieden.

Der Klinikverbund verweist darauf, dass Kempf zu Äußerungen gegenüber Medien zu diesem Thema nicht autorisiert sei und lediglich die Sicht einer Mitarbeiterin vor Ort darstelle. „Im Rahmen des Klinikverbundes ist die beabsichtigte Zusammenlegung der Apotheke Lahr und Offenburg eine Möglichkeit, Einsparpotentiale im Klinikverbund zu heben“, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. Das Vorhaben sei wirtschaftlich sinnvoll und werde die Patientenversorgung nicht beeinträchtigen.

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