Legalisierung

Münster will Cannabis verteilen

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Berlin -

Die Nutzung von Cannabis zu medizinischen Zwecken ist seit März erlaubt, allerdings bleibt die Verwendung zu Genuss- und Rauschzwecken weiterhin verboten. Die Stadt Münster möchte ein Modellprojekt starten, um die Legalisierung zu untersuchen. Dazu sollen Bürger ein Jahr lang kostenlos Hanf bekommen – für wissenschaftliche Zwecke. 

Die Stadt Münster möchte den Einsatz von Cannabis als Genussmittel bei gesunden Erwachsenen in einer randomisierten, kontrollierten Studie analysieren. Dabei sollen 100 zufällig ausgewählte Probanden im Alter von 21 bis 63 Jahren wöchentlich bis zu zwei Gramm Cannabis erhalten. 100 weitere Teilnehmer dienen als Kontrollgruppe, jedoch ohne ein Placebo zu bekommen.

Die Untersuchung soll unter anderem beantworten, wie der kontrollierte Cannabiskonsum die Einnahme von Medikamenten, die persönliche Zufriedenheit, den Konsum anderer Sucht- und Genussmittel beeinflusst. Im Rahmen der Studien sollen Hypothesen wie Reduktion der Schmerzmittelkonsums und reduzierte Einnahme von Hand aus illegalen Quellen als Folge der legalen Zugangs überprüft werden.

Neben dem Alter ist die Meldung beim Melderegister der Stadt Münster als weiteres Einschlusskriterium. Zu den Ausschlusskriterien zählen unter anderem positive Sucht-/Abhängigkeitsanamnese, medizinisch indizierte Anwendung von Cannabinoiden sowie gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln, die über CYP-2C und CYP3A4 metabolisiert werden, beispielsweise Statine, Calciumantagonisten und Proteasehemmer.

Die Studie soll ein Jahr dauern. In diesem Zeitraum sind 51 Termine zur Ausgabe von Cannabis geplant. Die Probanden müssen den Hanf in der Woche konsumieren, in der sie ihn abholen. Empfohlen wird das elektrische Verdampfen. Regelmäßige Urinkontrollen sollen den tatsächlichen Konsum sicherstellen. Nicht verbrauchte Substanz muss zurückgegeben werden.

Das Studiendesign ist so konzipiert, dass eine Ansammlung von größeren Mengen und ein Verkauf vermieden wird. In den ersten vier Wochen sollen die Studienteilnehmer aus Sicherheitsgründen zunächst maximal ein Gramm Cannabis bekommen. Die Gesamtmenge des eingesetzten Cannabis während der Studie wird auf 9,8 Kilogramm geschätzt. Die Stadt rechnet pro Gramm mit Kosten in Höhe von etwa 15 bis 25 Euro. Somit sei im Höchstfall eine Summe von 245.000 Euro allein für den Hanf fällig.

Das zuständige Gesundheitsamt stellte kürzlich einen Antrag für das geplante Projekt beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Geplant ist ein Bezug über die Cannabisagentur, eine alternative Quelle sei ausdrücklich ausgeschlossen. Die Probanden sollen Cannabis in pharmazeutischer Qualität mit einem definierten Wirkstoffgehalt erhalten. Die Stadt begründet das Modellprojekt mit einem „erheblichen öffentlichen Interesse“. Primär wolle sie „einen Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes von Bürgerinnen und Bürgern leisten“.

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