Milchpulverskandal

China verschärft Kontrollen

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Nach dem Skandal um verseuchte Milch will China die Kontrollen der Milchproduzenten und des Handels drastisch verschärfen. Alle Hersteller sollen künftig registriert und von staatlichen Inspektoren überwacht werden, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Damit solle verhindert werden, dass den Milchprodukten weiterhin Melamin beigemischt wird. Offiziellen Angaben zufolge waren vier Kinder gestorben, weil sie Milch zu sich genommen hatten, die mit der giftigen Chemikalie Melamin versetzt war. Knapp 13.000 Säuglinge und Kleinkinder wurden in den vergangenen Wochen in den Krankenhäusern des Landes behandelt.

Der chinesische Landwirtschaftsminister Sun Zhengcai sagte, nach den Vorfällen müsse „mit aller Härte“ gegen die Verantwortlichen vorgegangen werden. Die Sprecherin des Außenministeriums, Jiang Yu, räumte am Dienstag ein, das die Regierung in Peking erst vom neuseeländischen Botschafter über das verseuchte Milchpulver unterrichtet worden sei. Der neuseeländische Milchproduzent Fonterra hält einen 43-Prozent-Anteil an dem chinesischen Hersteller Sanlu, durch dessen vergiftetes Milchpulver der Skandal ausgelöst wurde.

Das staatliche chinesische Fernsehen hatte am Montag berichtet, Sanlu habe den intern seit Monaten bekannten Skandal am 2. August den örtlichen Behörden gemeldet. Diese hätten die Informationen nicht weitergegeben und auch keine Maßnahmen ergriffen. Der verantwortliche Bürgermeister sei entlassen worden. Am Montag musste demnach auch der Spitzenbeamte im Bereich Qualitätskontrolle seinen Platz räumen.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) hat sich angesichts des Skandals in China besorgt gezeigt. Es sei zwar „eigentlich verboten, Milch oder Milcherzeugnisse aus China in die Europäische Union zu exportieren“, sagte Seehofer. „Aber bei den kriminellen Energien, die hier unterwegs sind, lege ich höchsten Wert darauf, dass unsere Bundesländer, die für die Überwachung zuständig sind, verstärkt und scharf kontrollieren.“

China hat angesichts des Skandals steigendes Interesse an Milch aus Deutschland. „Es gibt Anfragen aus China“, sagte der Geschäftsführer des Milchindustrieverbands, Eckhard Heuser, der Tageszeitung „Die Welt“. Lieferverträge seien bislang aber noch nicht abgeschlossen worden, er rechne jedoch bald damit.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist rund zehn Tage nach ersten Berichten noch immer nicht über das ganze Ausmaß des Milchskandals informiert. „Wir kennen den Umfang des Problems nicht“, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib am Dienstag in Genf. Der Organisation liege ein Schreiben der chinesischen Behörden vom 11. September vor. Ansonsten müsse sich die Gesundheitsorganisation auf das stützen, was die Regierung veröffentliche.

Der Schweizer Lebensmittelhersteller Nestlé hat unterdessen eingeräumt, dass Melamin in einem für die Gastronomie bestimmten Produkt in Hongkong entdeckt wurden. Der Konzern wies am Dienstag noch einmal darauf hin, dass alle seine Milchprodukte in China und Hongkong „absolut sicher“ seien. „Keine Nestlé-Milchprodukte in China und Hongkong werden mit durch Melamin verdorbener Milch hergestellt“, hieß es weiter.

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