EuGH-Urteil

CDU-Politiker besucht Nord-Apotheke

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Berlin -

Zu einem Ortstermin in der Gütersloher Nord-Apotheke trafen sich die Sprecherinnen der Apothekerschaft im Kreis Gütersloh, Susanne Gehring und Claudia Scherrer, mit Ralph Brinkhaus, dem CDU-Bundestagsabgeordneten im Gütersloher Wahlkreis. Auslöser für das Gespräch war das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom 19. Oktober 2016, nach dem ausländische Versandapotheken Boni auf Rezepte gewähren dürfen, während dies für die deutschen Apotheken vor Ort weiterhin ausgeschlossen ist.

„Durch das Urteil wird die flächendeckende Versorgung der Patienten durch die Apotheke vor Ort bedroht“, betonten die Apothekerinnen. „Gerade in der Fläche, in strukturschwachen Stadtrandlagen und im ländlichen Raum könnten viele Apotheken einen ruinösen Preiskampf nicht überleben. Das führt auf Dauer zu einer Verschlechterung der Rund-um-die-Uhr-Versorgung.“ CDU-Mann Brinkhaus hatte den aktuellen – politisch allerdings noch sehr umstrittenen – Gesetzentwurf von seinem Parteikollegen und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe im Gepäck, der den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln beschränken will wie es in 21 von 28 EU-Ländern der Fall ist.

Die Apothekerinnen begrüßten den Vorschlag aus dem Gesundheitsministerium und gaben Brinkhaus noch einige Infos mit auf den Weg nach Berlin, um ihre Position zu untermauern: „Aktuell kann man als zuzahlungsbefreiter Patient auf Kosten der Solidargemeinschaft Geld verdienen. Die Versichertengemeinschaft zahlt dabei die Arzneimittel vollständig, und der Patient bekommt dazu noch Geld von der ausländischen Versandapotheke. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.“

In der Nord-Apotheke ging es aber nicht nur um dieses brisante Thema. Dass auch im „Backoffice“ einer Apotheke jede Menge Heilberuf steckt, zeigten die Apothekerinnen im Rahmen einer kleinen Führung. Dabei wurde deutlich, dass Pharmazie vor Ort häufig da beginnt, wo die Industrie aufhört. In der Rezeptur werden täglich viele Arzneimittel „maßgeschneidert“, beispielsweise für Kinder. Wie wichtig gerade die apothekerliche Beratung bei der Abgabe der „Pille danach“ ist, verdeutlichten Gehring und Scherrer ebenso wie den hohen Aufwand bei der Versorgung von Patienten mit Rabattarzneimitteln und Hilfsmitteln: „Die Apotheke ist mehr als eine Abgabestelle für Arzneimittel, sie ist als Problemlöser unverzichtbar.“ Brinkhaus versprach abschließend, die Anregungen aus der täglichen Apotheken-Praxis mit nach Berlin zu nehmen und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten in der Arzneimittelversorgung im Blick zu behalten.

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