Westfalen-Lippe

Overwiening: Skandalöse Lieferengpässe

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Berlin -

In Westfalen-Lippe hat Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer, zunehmende Lieferprobleme bei Arzneimitteln kritisiert. „Dass in einem Land, das einmal als 'Apotheke der Welt' galt, viele Menschen wochenlang auf ihr gewohntes Arzneimittel verzichten müssen, ist skandalös“, sagte Overwiening auf der Kammerversammlung.

Sie kritisierte, dass es seit Oktober besonders bei Schilddrüsen-Arzneimitteln große Lieferschwierigkeiten gebe. Besonders Arzneimittel mit Jod-Kombinationen seien nicht verfügbar, auch bei Antibiotika gebe es Engpässe. Aus Sicht von Overwiening sind die Probleme hausgemacht: „Die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen sorgen zunehmend für Konzentrationsprozesse auf dem Arzneimittelmarkt.“

Immer weniger Hersteller, die fast ausnahmslos in Indien und China produzierten, müssten immer größere Teile der Versorgung sicherstellen. „Wenn dort Produktionsprobleme auftreten, führt dies oft für viele Wochen oder Monate zu Lieferproblemen in Deutschland“, so Overwiening.

Dr. Andreas Walter, Hauptgeschäftsführer der Kammer, teilte mit, dass die Zahl der Apotheken 2013 im achten Jahr in Folge sinke: „Wir zählen in Westfalen-Lippe aktuell 2.090 Apotheken. Das sind knapp 40 Apotheken weniger als zu Jahresbeginn.“ Weitere 14 Schließungen bis Jahresende seien bereits bekannt. Von den verbliebenen Apotheken würden 414 als Filialen geführt. Walter erklärt: „Damit ist die Zahl der Apothekenleiter erstmals unter 1.700 gefallen – auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1974.“

Die wohnortnahe Versorgung sei aber nach wie vor sichergestellt: Die Schließungen betreffen Walter zufolge weniger den ländlichen Raum als strukturschwache Stadtteile in Ballungszentren. „Hier ist es aber genauso wichtig, Versorgungsstrukturen zu sichern wie in der Fläche.“

Die Apothekerkammer hat angekündigt, keine Programmierkosten aus dem Nacht- und Notdienstfonds abzurufen. „Wir vertreten die klare Auffassung, dass die Verwaltungskosten des Fonds so gering wie möglich gehalten werden müssen, damit der pauschale Zuschuss für jeden geleisteten Notdienst so hoch wie möglich ausfallen kann“, sagte Overwiening.

Auch wenn es sich um eine vergleichsweise kleine Summe handele – bezogen auf Westfalen-Lippe etwa 30 Cent pro Dienst – gehe es um die Signalwirkung, so Overwiening. Mit der Notdienstpauschale werde erstmals eine der vielfältigen Gemeinwohlaufgaben der öffentlichen Apotheken honoriert. „Aber niemand darf glauben, dass eine Pauschale von ungefähr 200 Euro für eine 24-stündigen Nacht- und Notdienst auch nur ansatzweise kostendeckend ist“, betonte die Kammerpräsidentin.

Der Haushalt der Kammer für das kommende Jahr liegt nahezu unverändert bei 5,6 Millionen Euro. Davon werden 19 Prozent an die ABDA, das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) und das Deutsche Arzneimittelprüfungsinstitut (DAPI) weitergeleitet. 2012 lag der Haushalt noch bei 5,9 Millionen Euro.

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