Medikamentenmissbrauch

USA verklagen Opioid-Hersteller

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Berlin -

Die US-Regierung will führende Pharmahersteller und Großhändler auf Schadenersatz verklagen. Damit sollen die Kosten wieder herein geholt werden, die durch den Opioidnotstand entstanden sind, sagt Justizminister Jeff Sessions.

Die Regierung stellt sich damit auf die Seite der Bundesstaaten, Bezirke und Städte, die bereits ähnliche Klagen eingereicht haben. Sie beschuldigen die Hersteller, irreführend für Opioide geworben zu haben. Die Großhändler hätten sämtliche Alarmzeichen ignoriert, die auf einen Missbrauch von Schmerzmitteln hindeuten. „Die hart arbeitenden Steuerzahler verdienen es, von denen entschädigt zu werden, die mit ihren illegalen Handlungen zu diesen Kosten beitragen“, sagte der Republikaner Sessions.

Derzeit ist eine Sammelklage vor einem Bundesgericht in Cleveland anhängig. Sie fasst 355 Einzelverfahren von Städten, Bezirken und anderen Klägern zusammen. Namentlich erwähnt werden die Pharmahersteller Purdue, Johnson & Johnson, Teva, Endo und Allergan und die drei umsatzstärksten Großhändler AmerisourceBergen, Cardinal Health und McKesson. Das Justizministerium kündigte an, mit einem „Statement of Interest“ Anspruch auf einen Anteil an möglichen Schadensersatzzahlungen anzumelden.

Der zuständige Bundesrichter Dan Polster drängt auf eine schnelle und umfassende außergerichtliche Einigung und hat die Justizminister der Bundesstaaten, in denen ein ähnliches Verfahren läuft, zur Teilnahme an den Gesprächen eingeladen. Das erste Hearing dazu fand im Januar statt, das nächste ist für den 6. März vorgesehen.

Purdue, Hersteller des starken und häufig missbrauchten Medikaments Oxycontin (Oxycodon), ließ verlautbaren, sich mit vollem Einsatz an den Einigungsbemühungen zu beteiligen. Man habe Schritte unternommen, um der Opioid-Krise zu begegnen. Auch Johnson & Johnson verkündete, man fühle sich der Bekämpfung des Problems verpflichtet, die Anschuldigungen gegen das Unternehmen entbehrten jedoch jeder Grundlage und Substanz. Andere Hersteller mochten sich nicht äußern. Eine Handelsgruppe, die die drei Großhändler vertritt, sagte, die Branche fühle sich der Eindämmung von fehlerhafter Anwendung und Missbrauch von Opioiden verpflichtet.

Legal verschriebene Opioide gelten in den USA als Einstiegsdroge für Heroin. Betroffen von der Krise sind nicht nur die Großstädte und Ballungszentren, sondern auch die ländlichen Regionen, Kleinstädte und Vororte. Mehr als 30 Milliarden US-Dollar sollen bislang mit dem Arzneimittel umgesetzt worden sein. Ärzte verschrieben Opiate in großem Umfang, der Missbrauch nahm zu. In der Folge wurde der Zugang zu den Arzneimitteln erschwert. Die Konsumenten wichen auf illegale Drogen wie Heroin oder künstlich hergestelltes Fentanyl aus. Nun kämpft das ganze Land damit und gegen die Rauschmittelsucht.

42.000 Menschen starben 2016 in den USA an einer Überdosis Opioide, meldet das Center for Disease Control and Prevention (CDC), im Schnitt 91 am Tag. Für 2017 sind noch keine Daten verfügbar. Ende Oktober rief US-Präsident Donald Trump angesichts des massenhaften Missbrauchs von Heroin und anderen Opioiden einen nationalen Gesundheitsnotstand aus. Es handele sich um die schlimmste Drogenkrise in der amerikanischen Geschichte, sagte Trump. Es sei an der Zeit, Amerikas Gemeinden von der Geißel der Sucht zu befreien. „Wir können die Generation sein, die die Opioid-Epidemie beendet.“ Minister Sessions kündigte jetzt die Einrichtung einer Taskforce an, die alle rechtlichen Möglichkeiten zur Bekämpfung der Opioid-Krise ausloten soll. Ein von ihm bereits ernannter Bundesanwalt soll den Kampf der Regierung anführen.

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