Krebsforschung

HPV: Auslöser für weißen Hautkrebs

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Berlin -

Viren sind als Auslöser zahlreicher Infektionskrankheiten bekannt. Von der Erkältung über Herpes, Masern oder HIV können humanpathogene Viren Ursache sein. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben nun einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von weißem Hautkrebs und kutanen Humanen Papillomviren (HPV) identifiziert – auch wenn das Virus in den Tumoren nicht nachgewiesen werden konnte.

UV-Strahlen sind als Auslöser für die Entstehung von weißem Hautkrebs bekannt, denn die Tumore entstehen bevorzugt auf sonnenexponierten Körperstellen. Die Kombination aus UV-Strahlung und kutanen HPV ist eine krebsfördernde Mischung und für organtransplantierte Patienten besonders gefährlich. Der Grund: Die Betroffenen erhalten immunsuppressive Medikamente, die die Abstoßung des Transplantats verhindern sollen und das körpereigene Immunsystem unterdrücken.

Die Infektion mit kutanen HPV findet bereits im Kindesalter statt und setzt sich über das ganze Leben fort. Die Viren können Auslöser unterschiedlicher Warzen sein. Ist das Immunsystem intakt, kann der Körper die Viren abwehren, diese Fähigkeit nimmt jedoch im Alter ab und ist bei immunsupprimierten Patienten außer Kraft.

Das Forscherteam um Professor Dr. Frank Rösl nutzte für seinen Nachweis eine bestimmte Mäusegattung, die sich – wie der Mensch – bereits im Kindesalter mit HPV infiziert. Die Tiere wurden in zwei Gruppen randomisiert: virusinfizierte Tiere und Mäuse, die frei von Viren aufgezogen wurden. Die Tiere wurden UV-Strahlung ausgesetzt. In der Menge entsprach die Strahlung einem Urlaub in mediterranen Breiten. In der Folge entwickelten die virusinfizierten Tiere Plattenepithelkarzinome, die Kontrolltiere hingegen wiesen keinen weißen Hautkrebs auf.

Die entstandenen Tumore konnten in zwei Gruppen unterschieden werden. Zum einen bildeten sich bei einigen Tieren verhornte Tumore, bei denen eine große Menge Viren nachgewiesen werden konnte. Dieses Phänomen ist auch bei der Aktinischen Keratose beim Menschen zu verzeichnen.

Die andere Gruppe entwickelte zwar Tumore, jedoch konnten keine Viren nachgewiesen werden, wie es analog bei Menschen mit fortgeschrittenen Tumoren der Fall ist. Das Forscherteam konnte jedoch Antikörper im Blut der Tiere nachweisen, die auf eine vorangegangene Virusinfektion schließen lassen. Die virusfreien Tumore hatten häufig Mutationen im Gen p53, das als „Wächter des Genoms“ gilt und bei einem Großteil der Menschen mit Plattenepithelkarzinom defekt ist. Die Mutation ist Ursache für das ungehinderte und unkontrollierte Wachstum der Zellen, das den Tumor entarten lässt.

„Das ist der erste direkte Beleg für den tumorfördernden Einfluss von kutanen Papillomviren in einem natürlichen System, das große Ähnlichkeit mit der Situation von Patienten aufweist“, so Rösl. Entartet der Tumor durch das unkontrollierte Wachstum, werden die Viren überflüssig und vermehren sich nicht weiter. Daher können in den fortgeschrittenen Tumoren keine kutanen HPV mehr nachgewiesen werden. „Wir zeigen hier zum ersten Mal, dass die Virusmenge mit der Differenzierung des Tumors zusammenhängt. Dieser Zusammenhang wurde in früheren Studien an Biopsien von Patienten nie eingehend untersucht“, erklärt der Erstautor der Studie, Daniel Hasche.

Die neu gewonnenen Erkenntnisse sind ein wichtiges Argument für die Entwicklung von Impfstoffen gegen kutane HPV. Vor allem für Transplantierte, die ein bis zu 250-fach erhöhtes Risiko für weißem Hautkrebs haben, kann ein Impfstoff von großer Bedeutung sein.

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