Schließung

Letzte Schnäppchenjagd in der Schiller-Apotheke

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Berlin -

Alles muss raus! Apotheker Christian Hepner aus Crailsheim hat Anfang November seine Schiller-Apotheke geschlossen. Jetzt gibt es einen Offizin-Sale. Von der Teedose bis zum Erlenmeyerkolben, in Crailsheim ist jetzt pharmazeutische Schnäppchenjagd.

Was Branchenfremde mit einem Erlenmeyerkolben anfangen können? Schwer zu sagen. Unser Stil-Vorschlag: Verwenden Sie ihn als Blumenvase! Wenn das die schwedischen Designer mitbekommen, gibt es das Modell „Örlenmö“ oder „Erlemy“ vielleicht bald als Massenware in deutschen Wohnzimmern.

„Ich verkaufe alles, von der Teedose bis zu Laborgegenständen“, sagt Hepner. Für den Schlussverkauf hat er die Firma Bernd Schuffenhauer engagiert, die sich auf Apothekenauflösungen spezialisiert hat. Der Deal: Die Experten bauen alles ab, organisieren den Verkauf und am Ende wird alles abtransportiert, was noch übrig ist. Die Erlöse aus dem Apotheken-Sale werden gegengerechnet.

„Es herrscht ein bisschen Flohmarktstimmung“, sagt der Apotheker. Im Angebot sind alte Teedosen, Glasgefäße, eine Fantaschale, Standgefäße für Salben, alte Apothekengefäße aus braunem Glas, ein Rundkolben, Trichter, ein Stativ, ein Exsikkator und vieles mehr. Und alte Schränke. „Die Einrichtung ist um die 50 Jahre alt“, so Hepner. Er ist sicher: „Auch dafür finden sich Liebhaber, die das schick finden.“

Dieweil seine alte Apotheke häppchenweise veräußert wird, steht er ein paar Schritte weiter in der Rats-Apotheke in der Offizin. Wehmütig ist er nicht. „Ich schaue einmal am Tag in der Schiller-Apotheke, wie alles läuft.“ Nach dem Sale ist das Unternehmen endgültig Geschichte.

Nach 456 Jahren wurde die Apotheke in Baden-Württemberg mit Ende Oktober geschlossen, Hepner arbeitet jetzt im Team des einstigen Konkurrenten und ist glücklich. „Ich mache seit 1980 Apotheke“, sagt er. In seiner wäre jedoch ein Umbau zu teuer gewesen, ein Nachfolger war nicht in Sicht. Beherzt fasste er die Entscheidung, beim in der anderen Apotheke zu arbeiten. „Ich hatte jahrzehntelang eine 70-Stunden-Woche und habe jeden Nachtdienst selbst gemacht. Ich habe nie mehr als 14 Tage Urlaub im Jahr gemacht.“

Nun sind neue Zeiten angebrochen. „Mein Ziel war es, irgendwo hinzugehen, wo ich meine Kunden mitnehmen kann.“ Eine Win-Win-Situation: Der neue Chef bekommt einen erfahrenen, engagierten Mitarbeiter, die Kunden freuen sich, „ihren“ ehemaligen Apotheker nur 80 Meter von seiner alten Wirkungsstätte entfernt wiederzusehen.

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