Apothekenkosmetik

Nestlé will Galderma loswerden

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Berlin -

Nestlé ist nach wie vor auf der Suche nach einem Käufer für seine Dermatikasparte Nestlé Skin Care. Die Wachstumschancen der Abteilung lägen „zunehmend außerhalb des strategischen Fokus der Gruppe“, teilt der weltgrößte Lebensmittelkonzern mit. Als mögliche Käufer werden Stada-Eigentümer Cinven und Zentiva-Investor Advent gehandelt.

CEO Ulf Mark Schneider will Nestlé massiv umbauen. Mit seinem Antritt Anfang 2017 hat er dem umstrittenen Konzern eine klare Linie auferlegt: Das größte Unternehmen der Schweiz soll sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren, also Nahrungsmittel, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel. Galderma passt da nicht mehr ins Konzept. Deshalb habe der Verwaltungsrat nach eingehender Prüfung beschlossen, strategische Optionen für Nestlé Skin Care zu prüfen. Die Überprüfung solle bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.

Dabei hatte sich der Hautspezialist zuletzt gut entwickelt: Mit einem Umsatzwachstum von 5 Prozent wuchs die Sparte im letzten Quartal schneller als der Gesamtkonzern. Der steigerte seinen publizierten Umsatz um 4,3 Prozent. Galderma, wichtigster Bestandteil der Abteilung, hat laut Zahlen von Insight Health 2018 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) erwirtschaftet – ebenfalls ein Wachstum von 5 Prozent. Galderma war 1981 als Joint Venture von Nestlé und L‘Oréal gegründet worden. 2014 hatte Nestlé den 50-prozentigen L‘Oréal-Anteil an Galderma übernommen.

Die Ankündigung des Verkaufs von Nestlé Skin Health hat mehreren Medienberichten zufolge auch bei Finanzinvestoren Begehrlichkeiten geweckt. So meldete das Handelsblatt im Januar unter Berufung auf mit den Vorgängen betraute Kreise, dass sich Advent und Cinven zusammengeschlossen hätten, um das Geschäft mit einem Wert von rund 7 Milliarden Schweizer Franken (6,1 Milliarden Euro) zu kaufen. Demnach dürften auch die Finanzinvestoren Partners Group, Blackstone, CVC, KKR, EQT und Carlyle Angebote für Nestlé Skin Health unterbreiten. Laut einer Bloomberg-Meldung von Ende März hat Nestlé Cinven/Advent/GIC und KKR/EQT in die engere Auswahl genommen.

Die andere in deutschen Apotheken präsente Nestlé-Sparte – Nestlé Health Science – bleibe von der geplanten Veräußerung unberührt, wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage betont: „Die Erwägungen bei Nestlé Skin Health haben keinen Einfluss auf die Produkte von Nestlé Health Science.“ Die beiden Geschäftsbereiche stünden in keiner Verbindung.

Erst Anfang des Jahres hat Nadja Holland als Business Executive Officer die Führung von Nestlé Health Science übernommen. Die 47-Jährige war seit September 2016 Geschäftsführerin des Wobenzym-Herstellers Mucos. Zuvor hatte sie verschiedene Posten in Marketing und General Management im Bereich Consumer Health inne. Ihre Karriere begann 1997 bei Pfizer Consumer Health im Marketing, 2006 wechselte sie zu Johnson & Johnson nach Stockholm. Von 2013 bis 2016 war sie im europäischen Headquarter Consumer als Head of EMEA Region Oral Care und Compromised Skin tätig. Mit der Übernahme des kanadischen Mutterkonzerns Atrium durch Nestlé Ende 2017 war Mucos in die Health-Science-Sparte eingegliedert worden. Auch die Marke Pure Encapsulations war dabei an Nestlé gegangen.

Mucos hatte im zurückliegenden Jahr hierzulande laut Insight Health mit einem Umsatzrückgang zu kämpfen: Mit rund 40 Millionen Euro wurden 4 Prozent weniger erwirtschaftet als im Vorjahreszeitraum. Kräftig bergauf ging es dafür mit der Produktreihe Pure Encapsulations, die über den Vertriebspartner Pro Medico in die Offizin kommt: Mit den Nahrungsergänzungsmitteln setzte Nestlé 2018 rund 30 Millionen Euro um – ein Plus von 28 Prozent. Wenig erfolgreich war dagegen die Kampagne, mit der Nestlé die Marke Meritene in den Apotheken voranbringen wollte. Anfang vergangenen Jahres halt Nestlé noch als Favorit für den Kauf der OTC-Sparte von Merck, zog seine 4,2-Milliarden-Euro-Offerte dann aber zurück.

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