ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Spahn lässt keine Wünsche offen

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Berlin -

Montag, Kinder, wird’s was geben. Nur was? Das Päckchen unter dem Weihnachtsbaum der Apotheker ist ziemlich klein und es fühlt sich sehr weich an. Das Rx-Versandverbot ist es sicher nicht, das wäre kantiger und bedeutend schwerer. Schon der Wunschzettel in diesem Jahr war eine einzige Streichliste. Was soll‘s, man bekommt halt nichts geschenkt auf dieser Welt.

Stimmt nicht so ganz: Spott bekommt man fast immer gratis. Der Berliner Satire-Autor Lorenz Meyer nahm für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung diesmal die Apotheker aufs Korn. Er hat sieben Standardphrasen ausgemacht, die er offenbar öfter in der Offizin hört. Erkennen Sie sich wieder?

Eine der Phrase ist: „Mit einer Apotheke kann man schon lange kein Geld mehr verdienen.“ Was in den Ohren vieler Leute vielleicht klingt wie das larmoyante Gejammer eines Gutverdieners, ist leider viel zu oft traurige Realität. Natürlich geht es nicht allen Apotheken schlecht und einigen sogar ausgesprochen gut. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass immer mehr Apotheken schließen.

Ausgerechnet in der Woche vor Weihnachten mehrten sich wieder die Meldungen von Apotheken, mit denen es vorbei ist oder zu Ende geht. Mal ist es eine kleine Landapotheke, die aufgegeben wird – ausgerechnet das eigene Elternhaus. Und während sich hier lange abgezeichnet hat, dass sich der Standort nicht rechnet, ist dieses Team aus allen Wolken gefallen. Und wenn es ganz bitter kommt, fragt der Pharmazierat mitten in der Revision, ob man die Apotheke nicht lieber schließen möchte.

Eine Kollegin aus München hatte keine wirtschaftlichen Sorgen. Aber ihr Fazit nach 30 Jahren Apotheke klingt ernüchternd: „Ich bin eigentlich für den Beruf geboren. Ich liebe die Arbeit mit den Patienten, die pharmazeutische Beratung. Aber ich ersticke in der Bürokratie. Ich kriege nur noch Schreikrämpfe.“ Der Steuerberater konnte gar nicht verstehen, wieso die Inhaberin keinen Nachfolger findet, der Ertrag sei super gewesen.

Die Standesvertretung trägt derzeit nicht viel dazu bei, die Zukunftsaussichten klarer zu machen. In seiner Weihnachtsansprache hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zwar die Probleme der Apotheker in der Kommunikation mit der Politik beschrieben. Aber Antworten liefert er nicht, insbesondere keine persönliche Positionierung zu dem von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgelegten Plan B. Man berät noch. Spahn hat Zeit. Ein Apotheker wirft der ABDA-Spitze dagegen Verrat am Berufsstand vor.

Wenig Zeit bleibt dagegen bis zur Einführung von Securpharm. Das gilt vor allem für Apotheker, die noch sehr an ihrer alten Asys-Software hängen. Denn das Mutterhaus Awinta aktualisiert die alte Datenbank nicht mehr. Mit sanftem Druck werden die letzten paar hundert Asys-Kunden in Richtung Update auf Awinta One geschoben. Mit höheren Kosten verbunden sein kann die Securpharm-Umstellung für Apotheker, deren Kommissionierer schon etwas in die Jahre gekommen ist. Jedenfalls wenn sie die praktische vollautomatische Einlagerung nutzen wollen.

Demnächst im Kommissionierer nebeneinander liegen Voltaren und Thermacare – jedenfalls metaphorisch. Denn GSK und Pfizer bündeln ihr OTC-Geschäft – mit Folgen für den deutschen Markt. Beim Thema Bestellplattform will Phoenix im neuen Jahr lauter mitsprechen. Reichweite soll über Payback bekommen. Schon zum 1. Februar soll „Deine Apotheke“ in alle Payback-Kanäle integriert werden, bis hin zur App, die mehr als sechs Millionen aktive Nutzer hat.

Eher aus der Reihe fiel eine Kollegin aus den USA, die sich nun der Klage mehrere (Ex-)Angestellter gegenübersieht. Warum? Weil sie offenbar nicht nur gern nackt in der Offizin unterwegs war, sondern PTA auch schon mal den Hintern versohlte, wenn es nicht nach ihrem Willen lief. Schräg.

Falls Sie jetzt noch Inspiration für die Küche benötigen oder einfach so wissen möchten, was es bei den Branchengrößen an den Weihnachtstagen zu Essen gibt, dann finden Sie hier eine Übersicht. Ich wünsche Ihnen jedenfalls ein schönes Wochenende und ein Frohes Fest!

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