Westfalen-Lippe

Overwiening kritisiert Notdienst-Populismus

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Berlin -

Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) warnt davor, den Apotheken-Notdienst für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening kritisierte Forderungen nach einer stärkeren Verzahnung von apothekerlichem und ärztlichem Notdienst als „populistisch“.

Zu der von Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen) geforderten Synchronisierung der Notdienste erklärte Overwiening: „Diese Verzahnung kann man nur dann erreichen, wenn man politische und rechtliche Rahmenbedingungen ändert.“ Politiker, die das jetzige System kritisierten, kritisierten damit letztlich sich selbst.

Sie gibt außerdem zu bedenken, dass fast zwei Drittel der Patienten, die im Notdienst kommen, vorher gar nicht zum Arzt gegangen sind. Overwiening ist überzeugt: „Wenn wir die Notdienstapotheken nur an die 67 ärztlichen Notfallpraxen andocken würden, die übrigens mitunter nur am Wochenende geöffnet sind, verschlechterten wir die Versorgung im ländlichen Raum massiv.“

Erhebungen der Kammer zeigten, dass es in der Nacht durchschnittlich 1200 Kundenkontakte in ganz Westfalen-Lippe gebe. „Für diese 1200 Menschen haben wir jede Nacht ein Netz von jeweils 80 bis 95 Nacht- und Notdienstapotheken gespannt, die rund um die Uhr geöffnet sind“, so die Kammerpräsidentin.

„Wenn jetzt beispielsweise die Senioren-Union in Fußgängerzonen Unterschriften für mehr Notdienste sammelt, ist das nicht dem tatsächlichen Bedarf geschuldet, sondern allenfalls den NRW-Kommunalwahlen im Mai und damit Populismus pur“, meint Overwiening.

Senioren seien im Notdienst die absolute Ausnahme: Nur knapp 5 Prozent der Kunden seien über 65 Jahre, weniger als 0,3 Prozent älter als 80. Die typischen Besucher im Dienst seien Eltern kleiner Kinder, die kurzfristig Arzneimittel gegen Husten, Fieber oder Durchfall benötigten.

Im Jahr summiere sich die Inanspruchnahme der Nacht- und Notdienstapotheken auf rund 420.000 Besuche. Das heißt Overwiening zufolge, dass „jeder Westfale statistisch gesehen alle 21 Jahre einmal den apothekerlichen Nacht- und Notdienst aufsucht“.

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