Verunreinigung

Valsartan-Rückruf: CEP-Entzug für Aurobindo und Puren

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Berlin -

Rückruf und kein Ende: Verunreinigtes Valsartan beschäftigt die Apotheker auch kurz vor Weihnachten. Aurobindo und Puren rufen diverse Präparate in allen Chargen zurück. Den Unternehmen wurde das Certificate of Suitability (CEP) entzogen.

Valsartan Puren, Valsartan-comp Puren diverse Stärken, Packungsgrößen in allen Chargen
Valsartan Aurobindo, Valsartan/Hydrochlorothiazid Aurobindo, diverse Stärken, Packungsgrößen in allen Chargen

Am Montag haben Aurobindo und Puren bereits Valsartan-haltige Arzneimittel in verschiedenen Stärken, Packungsgrößen und Chargen zurückgerufen. Wenige Tage später folgt die nächste Hiobsbotschaft – den Unternehmen wurde das Certificate of Suitability (CEP) entzogen. Weitere Rückrufe sind die Folge. Das sind die betroffenen Präparate:

  • Valsartan Puren 40 mg, 80 mg, 160 mg und 320 mg, 14, 28, 56 und 98 Filmtabletten, alle Chargen
  • Valsartan-comp Puren 80/ 12,5 mg, 160/ 12,5 mg, 160/ 25 mg, 320/ 12,5 mg und 320/ 25 mg, 28, 56 und 98 Filmtabletten, alle Chargen
  • Valsartan Aurobindo 80 mg, 160 mg und 320 mg, 28, 56 und 98 Filmtabletten, alle Chargen
  • Valsartan/Hydrochlorothiazid Aurobindo 80/ 12,5 mg und 160 mg/12,5 mg, 28, 98 Filmtabletten, alle Chargen
  • Valsartan/Hydrochlorothiazid Aurobindo 160/ 25 mg, 320/ 25 mg, 98 Filmtabletten, alle Chargen
  • Valsartan/Hydrochlorothiazid Aurobindo 320/ 12,5 mg, 28, 56, 98 Filmtabletten, alle Chargen

Trotz CEP-Entzug spricht Puren von einem freiwilligen Rückruf als Vorsichtsmaßnahme. Die aktive Substanz ist mit N-Nitrosodiethylamin (NDEA) verunreinigt. Der Wert der Kontamination variiert in den einzelnen Wirkstoffchargen. Die ermittelten Werte liegen zwischen „nicht nachweisbar“ und 0,256 µg/ g. Letzterer liegt oberhalb des Grenzwertes von 0,082 µg/ g.

Eine akute Gefahr für die Patienten bestehe nicht, da die in den Fertigarzneimittelchargen ermittelten NDEA-Werte unterhalb des Grenzwertes für das Nitrosamin liegen.

Apotheker werden gebeten, das Warenlager zu überprüfen und vom Rückruf betroffene Packungen an den den Großhandel zu retournieren. Klinikware soll an folgende Adresse geschickt werden: Puren Pharma GmbH & Co. KG,
c/o Movianto Deutschland GmbH, In der Vogelsbach 1, 66540 Neunkirchen / Saarland.

Das Europäische Direktorat für Arzneimittelqualität (EDQM) hat auch dem Generikakonzern Aurobindo das CEP für die aktive Substanz (API) Valsartan entzogen. Das EDQM hat in einigen Chargen der API des Wirkstoffherstellers Aurobindo Pharma Limited, Indien, erhöhte NDEA-Werte ermittelt. Wie bei Puren variieren die Werte. Die Verunreinigung ist von „nicht nachweisbar“ bis 0,688 ppm und somit über dem zulässigen Grenzwert in der API enthalten. Apotheken werden gebeten, das Warenlager zu überprüfen und betroffene Packungen an den Großhandel zurückzuschicken. Eine akute Patientengefährdung bestehe nicht.

Ende November hatte Mylan vorsorglich und eigenverantwortlich diverse Chargen Valsartan-haltiger Arzneimittel zurück gerufen. In der aktiven Substanz aus den Laboratorien des Generikakonzerns in Indien wurde das Nitrosamin NDEA in Spuren nachgewiesen. Swissmedic hat den Stein um das mit NDEA verunreinigte Valsartan von Mylan ins Rollen gebracht. Die Behörde hatte Valsartan-haltige Arzneimittel untersucht, die in der Schweiz auf dem Markt sind, und das Nitrosamin in einem Präparat von Mepha entdeckt. Drei Chargen müssen zurück. Der zu Teva gehörende Hersteller hatte die aktive Substanz aus der indischen Produktionsstätte von Mylan bezogen. Im Juli hatte Mylan noch bestätigt, dass die aktive Substanz Valsartan und die Fertigarzneimittel unterhalb der für N-Nitrosodimethylamin (NDMA) erforderlichen Grenzwerte getestet wurden. NDMA ist das erste im Valsartan gefundene Nitrosamin.

NDEA ist ein Nitrosamin-Derivat, dem alkylierende, kanzerogene und mutagene Eigenschaften zugesprochen werden. Enthalten ist NDEA in Tabakrauch. Eingesetzt wird die Substanz als Benzin- und Schmiermitteladditiv oder Antioxidans und Stabilisator für Industriematerialien. Die DNA-Integrität wird vermutlich durch Alkylierung beeinflusst. NDEA findet in der experimentellen Forschung zur Induktion der Lebertumorigenese Anwendung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat NDEA als Karzinogen der Gruppe 2 – möglicherweise für den Menschen krebserregend – eingestuft. Vermutlich fällt die Verunreinigung infolge der Synthese des Tetrazolringes an.

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