Designer Werner Aisslingers Schmuckstück

Berlins schickste Apotheke eröffnet

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Berlin -

Der international renommierte Designer Werner Aisslinger hat in Berlin seine erste Apotheke entworfen. Glasbausteine und helle Eleganz dominieren die Offizin, die man an diesem Ort überhaupt nicht erwartet: Die Apotheke befindet sich in einer neu eröffneten Shopping-Mall in einem aufstrebenden Arbeiterbezirk.

 

Experten haben nachgezählt: Es ist das 68. Shopping-Center der Hauptstadt. Kritiker fragen, wie viele die Stadt denn eigentlich noch braucht. Platz ist für rund 100 Geschäfte, noch sind nicht alle Ladenlokale eröffnet, große Ketten dominieren. Das Schultheiss-Quartier befindet sich nicht am Stadtrand, das relativ zentral in Hauptbahnhofsnähe gebaute Center fügt sich optisch gut ins Stadtbild. Anders als viele Einkaufstempel, bei denen man auch noch nach Jahren des Eingewöhnens das Gefühl hat, dass irgendwo irrtümlich ein Ufo abgestürzt ist, das auch die Außerirdischen nicht zu vermissen scheinen.

Die Premium Apotheke im Schultheiss Quartier ist wirklich premium. Wer sie betritt, wird von freundlichem Personal begrüßt, das Ambiente ist zwar noch Offizin, aber mit jenem Schuss Leichtigkeit, der sie zu einem besonderen Ort macht. Keine überfüllten, kunterbunten Regale beleidigen das Auge, alles wird locker und wohlgeordnet in schlichten, braunrot lackierten Stahlregalen präsentiert. Die digitale Sichtwahl erstreckt sich über eine große Seitenwand des fensterlosen Ladenlokals.

Wände aus Glasbausteinen dominieren das Bild, wer schon immer einen Blick in einen Kommissionierer werfen wollte, ist hier am richtigen Ort: Hinter einer Wand aus Glasbausteinen verbirgt sich ein fleißig arbeitender Automat. Neugierige Kinder, ob groß oder klein, werden hier ihre Freude haben. Die Premium Apotheke im Schultheiss-Quartier gehört zum Verbund von Heike Zweydinger, die in Berlin noch weitere Center-Apotheken sowie die „Apotheke 4.0“ betreibt.

 

Wer in der neuen Design-Apotheke arbeiten möchte, ist als PTA oder Apotheker auf 450-Euro-Basis willkommen, derzeit stellt Zweydinger Personal für „eine der modernsten Apotheken Deutschlands“ ein. Auszug aus dem Stellenangebot für Apotheker: „Bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von fünf Stunden ist das eine ideale Ergänzung zu Eurer Promotion oder auch in einem anderen Vollzeitjob. Selbst als Nebenverdienst für Eltern sehr gut geeignet.“ In jedem Fall ist es ein angenehmer Arbeitsort für Menschen, die gutes Design schätzen.

Auf den ersten Blick passt die Apotheke nicht zum Portfolio des international renommierten Designers Werner Aisslinger. Project Eden – Rama 3 Bangkok, Hobo Stockholm, Co-working at The Circle Cologne – die Projekte des im bayerischen Nördlingen geborenen 54-Jährigen tragen auffällige Namen und sind meist phantasievolle, wohl durchdachte und farbenfrohe Orte, an denen der kosmopolite Mensch nach zwei Stunden Aufenthalt nicht mehr so genau weiß ­ oder wissen möchte ­ ob er sich gerade in Thailand, Milano oder Stockholm aufhält.

Aisslinger studierte von 1987 bis 1991 an der Hochschule der Künste in Berlin und arbeitete anschließend für Jasper Morrison, Ron Arad und das Studio De Lucchi in Mailand, bevor er 1993 in Berlin sein eigenes Studio gründete. „Studio Aisslinger“ entwickelte Bars, Restaurants, ein Co-Working-Projekt in Köln, das „BaseCamp Potsdam“, in dem der Designer ein ebenso schlaues wie platzsparendes Wohnprojekt für Studenten entworfen hat. Die Liste seiner Arbeiten ist lang und von Erfolgen gekrönt. Er wurde unter anderem mit dem renommierten Red Dot Design Award und dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Eine seiner berühmtesten Arbeiten ist der „Loftcube“, ein mobiler Wohnwürfel, den Aisslinger 2003 entwarf. Die originelle Idee entstand lange bevor Tiny-Houses en vogue wurden: Der Bewohner lebt auf 39 Quadratmetern und falls ein Job in Paris oder Venedig ruft, verfrachtet man die Behausung einfach per Helikopter und/oder Kran an den neuen Wohnort.

Aus architektonischer Sicht ist das „Schultheiss-Quartiers“ eine schöne Herausforderung. Hier wurde einst Schultheiss-Bier, von den Berlinern liebevoll „Schulli“ genannt, gebraut. Entwickelt wurde das Projekt von HGHI, der Immobilienfirma des Berliner Unternehmers Harald G. Huth. Er hatte das Gelände 2012 gekauft und investierte über 300 Millionen Euro in das Projekt. Neben 30.000 Quadratmetern Einkaufsfläche und Platz für rund 100 Geschäfte gibt es auch 15.000 Quadratmeter Bürofläche, eine unterirdische Parkgarge mit 400 Stellplätzen, zudem soll demnächst ein Hotel mit 848 Betten eröffnen.

Ob die Kundschaft für alle ausreicht, wird die Zukunft zeigen. Der traditionelle Einzelhandel in der Einkaufmeile Turmstraße wird unter dem neuen, riesigen Konkurrenten vermutlich leiden. Erstaunlicherweise betreibt Zweydinger nur einen Häuserblock entfernt vom neuen Standort im Schultheiss-Quartier, eine zweite Apotheke. Die Konkurrenz kommt sozusagen aus dem eigenen Haus.

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