Fachkräftemangel

Apothekermangel: 139 Tage bis zur Besetzung

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Berlin -

Wer Pharmazie studiert hat, muss sich weiterhin keine Sorgen machen, dass er nicht gebraucht wird. Der aktuellen Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zufolge herrscht bei Apothekern nämlich nicht nur Vollbeschäftigung, sondern weiterhin erheblicher Fachkräftemangel.

Wer einen Apotheker sucht, muss sich gedulden: 139 Tage – also fast 5 Monate – dauert es im Durchschnitt, bis eine Apothekerstelle besetzt werden kann. Das sind 30 Prozent über dem Durchschnitt. Damit liegen die Pharmazeuten im Mittelfeld der chronisch unterbesetzten Gesundheitsberufe: Sie sind beispielsweise schwerer zu finden als Ärzte (im Schnitt 130 Tage), aber immer noch einfacher als Orthopäden (152). Am schwierigsten ist es demzufolge, Berufe in der Hörgeräteakustik zu besetzen: 219 Tage bleiben Stellen hier im Schnitt unbesetzt.

Die Tendenz macht dabei wenig Hoffnung. Die Vakanzzeit stieg geringfügig um einen Tag. Bei den Ärzten sieht es mit zwei Tagen ähnlich aus. Beim Extremfall, den Berufen in der Hörgeräteakustik, betrug die Zunahme hingegen sage und schreibe 53 Tage. Untersuchungszeitraum umfasst das Jahr von Mai 2017 bis April 2018.

Gerade einmal 1,7 Prozent beträgt die berufsspezifische Arbeitslosigkeit bei den Apothekern. Das deute auf einen Mangel hin, so die Arbeitsagentur. Auch die sogenannte Arbeitslosen-Stellen-Relation liege im für Akademiker relevanten Bereich von 400 Arbeitslosen auf 100 Stellen mit 174 Arbeitslosen auf 100 Stellen deutlich im unteren Bereich. Immerhin ist hier eine minimale Entspannung zu erkennen, im Vorjahr waren es noch 168.

Hier sieht es beispielsweise bei den Humanmedizinern schon wieder anders aus: sie liegen mit 234 Arbeitslosen auf 100 Stellen deutlich über der Engpassgrenze, die die Agentur als zwei Arbeitslose je gemeldeter Stelle definiert. Dafür gestaltet sich ihre berufsspezifische Arbeitslosenquote mit 1,2 Prozent noch drastischer. Laut Arbeitsagentur ist Berlin das einzige Bundesland, das bei Humanmedizinern weder einen Mangel noch Anzeichen für einen Engpass hat.

Allgemein betrifft der Fachkräftemangel nach wie vor den gesamten Gesundheitssektor. Besonders alarmierende Werte lassen sich – wenig überraschend – bei der Alten- und Krankenpflege ausmachen. Gerade einmal 0,6 beziehungsweise 0,7 Prozent ist hier die berufsspezifische Arbeitslosigkeit. Auf 100 gemeldete Stellen in der Altenpflege kommen gerade einmal 27 Arbeitslose, oder in absoluten Zahlen: 11.300 Stellen müssen besetzt werden, es gibt aber lediglich 3000 arbeitslose Pfleger.

Besonders auf dem Land ist der Fachkräftemangel beim Apothekenpersonal chronisch und steuert einen wesentlichen Teil zum Apothekensterben bei. Inhaber weichen neben kreativen Ausschreibungspraktiken zunehmend auch auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland aus, während für die verbleibenden Apotheker die Arbeitsbelastung kontinuierlich steigt.

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