TV-Tipp

Suchtmittel Nasenspray: Glaeske warnt

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Berlin -

Abschwellende Nasensprays sind die gängigen Mittel vieler Menschen bei verstopfter Nase in der kalten Jahreszeit. Doch dass Nasensprays bereits innerhalb von zwei Wochen abhängig machen können, wissen viele nicht. Darüber will das SWR-Verbrauchermagazin „Marktcheck“ heute Abend um 20.15 Uhr aufklären und bringt den Beitrag: „Suchtmittel Nasenspray – mehr als 100.000 Deutsche sind abhängig.“

Die Sendungsmacher befragen dabei unter anderem Professor Dr. Gerd Glaeske. Der Experte warnt: Der Dauermissbrauch von Nasenspray könne schon nach sehr kurzer Zeit abhängig machen. Ein anderer Experte spricht von „Folgen, die die Lebensqualität von Patienten stark einschränken können“. Da Nasensprays zu den OTC-Präparaten gehören, die ohne Rezept erworben werden können und wenig kosten, sind sie in Apotheken stark nachgefragt. Doch ist man von den günstigen Mitteln erst abhängig, ist der Entzug laut der Sendung sehr schwierig.

Von den scheinbar harmlosen Produkten wurden 2017 etwa 80 Millionen Packungen abgegeben. Xylometazolin und Oxymetazolin scheinen das neue Dope zu sein. Zwar handelt es sich bei den Substanzen nicht um Designerdrogen, sondern um bekannte Sympathomimetika. Sie wirken gefäßverengend und lassen die Nasenschleimhäute durch Einfluss auf die Alpha-Adrenozeptoren abschwellen – die Nase ist frei, Durchatmen kein Problem. Gefährlich kann es werden, wenn die maximale Anwendungsdauer überschritten wird. Wer die vorgegebenen sieben Tage überschreitet, kann in eine Abhängigkeit rutschen.

Bereits nach nur zehn Tagen kontinuierlichen Gebrauchs kann die Nasenschleimhaut dauerhaft anschwellen und die Atmung erschweren. Ursache kann der Rebound-Effekt durch die Stimulation der Beta-Rezeptoren sein, die einen gefäßerweiternden Effekt hervorrufen. Der gefäßverengende Effekt überwiegt, die Wirkung auf die Beta-Rezeptoren dauert jedoch länger an. Diskutiert wird ebenfalls eine Gewöhnung durch Überstimulation der Alpha-Rezeptoren. Die Betroffenen sprühen weiter und geraten in einen Teufelskreis. Die Nasenschleimhäute trocknen mehr und mehr aus und werden rissig. Ärzte sprechen von einer Rhinitis medicamentosa.

Laut Bundesapothekerkammer sind in Deutschland zwischen 6 und 9 Prozent von der Volksdroge Nasenspray abhängig. Was den Betroffenen bleibt, ist der Entzug oder im schlimmsten Fall eine Operation. Die Abhängigen können entweder den Weg des kalten Absetzens gehen oder das Nasenspray ausschleichen. Wird das Spray ganz abgesetzt, muss zu Beginn mit einer verstopften Nase gekämpft werden, eine Besserung ist nach etwa zwei bis drei Wochen zu erwarten. Dabei ist viel Durchhhaltekraft bei hohem Leidensdruck gefragt.

Nasensprays mit Meerwasser oder pflegenden Substanzen wie Dexpanthenol oder Nasenöle können bei der Regeneration der ausgetrockneten und geschädigten Nasenschleimhaut helfen. Wer das Spray ausschleicht, kann schrittweise die Dosis verringern und erst auf die Kinderdosierung und im Anschluss auf die Säuglingsdosierung umsteigen, bis er endgültig bei den befeuchtenden Produkten angekommen ist.

Möglich ist auch ein schrittweises Entwöhnen der einzelnen Nasenlöcher. So kann erst mit dem einen begonnen werden. Dazu wird ein Nasenloch weiter mit dem abschwellenden Spray behandelt – so bleibt dieses frei. Das Pendant wird jedoch auf Entzug gesetzt. Ist dieser vollzogen, wird das andere entwöhnt.

In Rücksprache mit dem Arzt können auch Corticoid-haltige Nasensprays während des Entzuges eingesetzt werden. Die Präparate sollen durch den Missbrauch entstandenen Entzündungen entgegenwirken und so die Beschwerden mindern. Andere setzen wiederum auf orale Sympathomimetika, die in kombinierten Erkältungsprodukten enthalten sind.

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