BPI: Natürlich sind die Kassen schuld APOTHEKE ADHOC, 18.10.2019 14:32 Uhr
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BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen sieht einen Zusammenhang zwischen den Rabattverträgen der Kassen und den aktuellen Lieferengpässen. Foto: BPI
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Nach einer eigenen Analyse des Ersatzkassenverbands vdek ist die Situation der Lieferengpässe deutlich weniger schlimm als gemeinhin angenommen. Foto: Elke Hinkelbein
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Lieferengpässe frustrieren die Apothekenteams im Alltag: Ein Apotheker fragte diese Woche auf Facebook, ob irgendein Kollege noch Perindopril Erbumin von Glenmark an Lager habe. Screenshot
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Apotheker tauschen bei Facebook & Co. das Fehlende. Ein begehrtes Arzneimittel war zuletzt Zoely: Nach dem monatelangen Engpass ließen mehrere Apotheken ihre Kunden wissen, dass sie das hormonelle Kontrazeptivum mit Nomegestrolacetat/Estradiol jetzt wieder vorrätig haben. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Und manchmal muss es schnell gehen: Als an einem Samstag im September ein Oxycodon-Präparat fehlt, bietet eine freundliche Kollegin tatsächlich ihre Hilfe an, am Montag könne sie nachsehen. Doch bis dahin hatte sich der Fall schon erledigt. Er zeigt aber immerhin, dass Apotheken wenig unversucht lassen, um ihre Kunden zufrieden zu stellen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Bei ganz allgemein auftretenden Engpässen wie vor einigen Monaten bei Valsartan sorgten Nachfragen auf der Plattform auch schon mal für Heiterkeit. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Auch OTC-Marken sind oft Thema bei Facebook: Die Schiller-Apotheke in Duisburg freute sich in der vergangenen Erkältungssaison über eine Lieferung des damals schwer erhältlichen Kombipräparats Aspirin Complex und veröffentlichte dazu ein Foto. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Zu viel von nichts: Apotheker Moritz Leiss hat eine Website gebaut, um auf das Problem der Lieferengpässe aufmerksam zu machen. Foto: Moritz Leiss
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Auf list-of-shame.de wird die Entwicklung der Defektzahl seit April grafisch aufbereitet... Foto: Moritz Leiss
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... und die Defekte von Leiss' Rosen-Apotheke in Olching in ihrer ganzen Länge aufgeführt. Foto: Moritz Leiss
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Damit will Leiss das Problem für Politik und Öffentlichkeit anschaulich aufarbeiten. Foto: Moritz Leiss
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Auch andere Kollegen haben die Zahl ihrer Lieferausfälle bereits visualisiert: Apothekerin Kathrin Rodewald zeigt ihre Defektliste, auf der sich mittlerweile 178 Medikamente angesammelt haben. Foto: Kreis-Apotheke Pasewalk
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Um den zusätzlichen Aufwand zu bewältigen, bräuchte Rodewald eigentlich noch eine zusätzliche Arbeitskraft in ihrer Apotheke. Foto: Kreis-Apotheke Pasewalk
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Bei ihren Kunden entschuldigen sich Rodewald und ihre Angestellten oft schon vorab für die zusätzliche Wartezeit. Foto: Kreis-Apotheke Pasewalk
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Trotz der schwierigen Situation bereut Rodewald nicht, vor einem Jahr die Kreis-Apotheke in der Kleinstadt Pasewalk übernommen zu haben. Foto: Kreis-Apotheke Pasewalk
Berlin - Wer ist schuld an den Lieferengpässen? Wir jedenfalls nicht, proklamieren die Krankenkassen. Ganz klar die Rabattverträge, erwidern die Hersteller. Und ein bisschen wird auch über mögliche Lösungen des Problems diskutiert.
Der Ersatzkassenverbands vdek hat eine eigene „Analyse“ vorgestellt, wonach die Situation bei den Lieferengpässen in Wirklichkeit deutlich weniger schlimm als gemeinhin angenommen sei. Vor allem ließen sich etwaige Ausfälle Rabattverträge nicht auf die Rabattverträge der Krankenkassen zurückführen.
Beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht man das erwartungsgemäß ganz anders: „Der vdek irrt mit seiner Aussage, Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien nicht auf Rabattverträge zurückzuführen“, so BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Das umfangreiche Rechtsgutachten ‚Zehn Jahre Arzneimittel-Rabattverträge‘ von März hat bereits das Gegenteil nachgewiesen: Nach der ‚Scharfschaltung‘ der Arzneimittel-Rabattverträge im Jahr 2007 ist im rabatt-vertragsgeregelten Markt eine Marktkonzentration eingetreten, die die Arzneimittelversorgung massiv beeinträchtigt.“
Und das sei kein Wunder, so Dr. Joachimsen: „Wer Marktbedingungen schafft, bei denen immer weniger Anbieter auf noch weniger Wirkstoffhersteller zurückgreifen müssen, weil die Payer für mehr nicht zahlen, der schafft Lieferengpässe.“ Das untersuch der vdek aber leider nicht.
Die Aussage, dass tatsächlich eine wesentlich geringere Zahl der als nicht lieferbar gelisteten Medikamenten ausgefallen sei, findet der BPI-Chef überraschend. „Sonst gibt es von Seiten der Kassen eher den Vorwurf, dass die Liste gar nicht alle tatsächlichen Lieferengpässe enthält“, so Joachimsen.
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