Nahrungsergänzungsmittel

Report Mainz lockt mit Apotheken-Bashing

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Berlin -

Wie Apotheken mit Nahrungsergänzungsmitteln Kasse machen – mit diesem Satz bewirbt die ARD-Sendung „Report Mainz“ einen Beitrag, der heute Abend ab 21.45 Uhr im Fernsehen läuft. Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boome. Fast die Hälfte werde in Apotheken verkauft. Dabei seien sie für die meisten Menschen unnütz, heißt es.

In der Vorschau beschreibt der Sender, dass es einem Autorenteam des ARD-Politikmagazins gelungen sei, ein gefährliches Nahrungsergänzungsmittel bei den Behörden für den Verkauf anzumelden. Während des gesamten Experiments über knapp zwei Monate sei es weder kontrolliert noch verboten worden.

In drei Städten wurde das Präparat mit Stechapfel angemeldet. Auf Nachfrage, warum das gefährliche Produkt nicht kontrolliert worden sei, hätten die Behörden erklärt: Nahrungsergänzungsmittel würden nur stichprobenartig kontrolliert. Für die Sicherheit der Produkte seien die Hersteller selbst verantwortlich.

Auffällig: In dem kompletten Vorschautext geht es gar nicht mehr um Apotheken oder bekannte Marken aus der Offizin. Vielmehr steht das Überwachungssystem im Fokus. Bereits gestern Abend griff der Sender das Thema bei „Exclusiv im Ersten“ auf. Unter dem Titel „Armee der Heilsbringer“ wurde über das „dubiose Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln“ berichtet. Dabei ging es um Präparate, die Krebserkrankten helfen sollen. Starke Marken aus der Apotheke waren nicht darunter.

In dem heutigen Beitrag kommt außerdem ein Lebensmittelkontrolleur zu Wort, der aus Angst um seinen Arbeitsplatz anonym bleiben möchte. Er erklärte im Interview, die Behörden seien überfordert. „Das Problem ist dieser schnelllebige, globale Handel und die lokale Kontrolle.“ Es fehle an Zeit und an Personal. „Wir rennen dem Markt hinterher. Das ist ein Kampf David gegen Goliath.“

Auch die Verbraucherschutzpolitikerin Renate Künast (Grüne) äußert sich in dem Bericht zum Thema. Sie fordert eine Systemänderung: Nahrungsergänzungsmittel müssten wie Arzneimittel zugelassen werden, bevor sie verkauft werden. „Wir können den Markt mit etwas, das am Ende gesundheitsschädlich ist, nicht einfach so unreguliert lassen.“

Tatsächlich floriert das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln in Apotheken. Der Umsatz stieg in den vergangenen fünf Jahren stetig um durchschnittlich 6 Prozent. Insgesamt wurden 2018 auf Basis der effektiven Apothekenverkaufspreise rund 2,1 Milliarden Euro mit Supplementen erwirtschaftet. Gewinner sind nicht nur die Vor-Ort-Apotheken – besonders Online-Anbieter profitieren von den Zuwächsen. Fast ein Viertel des Umsatzes wird laut Iqvia mittlerweile über den Apothekenversandhandel generiert. Besonders bei oralen Anti-Age-Produkten sei der Absatzanteil über den Versandhandel „überdurchschnittlich hoch“.

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