Kommentar

Darf es Mohren-Apotheken geben?

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Berlin -

Mohren-Apotheke – darf das im 21. Jahrhundert sein? Bei der Frage kochen sofort die Emotionen hoch. Meist gibt es zwei Diskussionsgruppen: Die einen sagen kategorisch: „Geht gar nicht!“ Die anderen fordern auf, Begriffe wie Mohren-Apotheke im historischen Kontext zu sehen. Schließlich handelt es sich nicht um Neueröffnungen, viele solcher Apotheken gibt es seit Jahrhunderten.

Deshalb sollte man sie nicht kritisieren (dürfen) – sagen die einen. Genau deshalb gehören sie endlich auf den Prüfstand – meinen die anderen. Es gilt, die Argumente sorgfältig abzuwägen und die Lage zu analysieren: Wer hat Protest erhoben? Auf welche Weise geschah dies? Welche Argumente sprechen für, welche gegen eine Umbenennung?

In Frankfurt erfuhren zwei Betreiber von Mohren-Apotheken gerade aus der Zeitung, dass die kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) die Stadtverordnetenversammlung aufgefordert hat, sich dafür einzusetzen, dass rassistische Bezeichnungen und Logos aus dem Stadtbild entfernt werden.

Es sei nicht ihre Aufgabe, die Apotheken vorab zu informieren, sagt der KAV-Geschäftsstellenleiter. Politische Arbeit sei es, die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung via Antrag auf Missstände hinzuweisen. Und weil das ein demokratischer Vorgang sei, müsse er auch nicht geheimgehalten werden. Jeder Bürger könne sich informieren.

Nach dem Antrag geht alles seinen Weg, die Politiker der Stadtverordnetenversammlung werden lediglich informiert, danach entscheiden diese, wie es weitergeht. Die Vorgehensweise ist demokratisch einwandfrei. Aus menschlicher Sicht allerdings wäre zu überlegen gewesen, ob der KAV nicht vorher das Gespräch mit den Apothekern hätte suchen können. Nun stehen die am Pranger.

Das ist genau das, was Institutionen wie eine KAV vermeiden sollten. Ungerechtigkeit und Gedankenlosigkeit zu erkennen und anzuprangern, gehört zu ihrem Tagesgeschäft. Menschen anzuprangern, ohne ihnen vorher die Gelegenheit zu geben, Stellung zu nehmen, ist vermeidbar.

Es schafft neue Wunden dort, wo alte, wie zum Beispiel die kritisierte Verwendung von rassistischen Begriffen, eigentlich heilen sollten. Im Idealfall in gemeinschaftlicher, friedlicher Mission. Bleibt als Vorschlag: Es ist nie zu spät, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und nach einer Lösung zu suchen.

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