Planegg

Neue Apotheke: Vergiftete Stimmung

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Berlin -

Vier Apotheken teilen sich die „Flaniermeile“ der kleinen Gemeinde Planegg südwestlich von München. Zwei weitere befinden sich in der Nähe. Doch die Konkurrenz belebt hier nicht das Geschäft, sondern sorgt für mächtig Ärger. Vor allem der junge Apotheker Florian Max, der seine Würmtal-Apotheke erst im September eröffnet hat, mischt die „Szene“ in dem Städtchen mit 10.000 Einwohnern auf. Die Kollegen sind empört und werfen ihm asoziales Verhalten vor. In der Hitze des Gefechtes fallen auch schon mal Worte wie „A…“.

Die Einwohner im bayerischen Planegg haben die Qual der Wahl: Die eine Apotheke rechts oder diejenige zwei Geschäfte weiter oder doch lieber die schräg gegenüber? Die Engel-, die Antonius- sowie die Würmtal-Apotheke liegen so nah beieinander, dass – zugespitzt gesagt – die Wege innerhalb einer dieser Apotheken durchaus länger anmuten als die von einer zur anderen. Nur 170 Meter weiter wartet schon die Rosen-Apotheke auf ihre Kunden. Ebenfalls fußläufig erreichbar sind die Karl-Valentin-Apotheke und die Marien-Apotheke.

Bis vor einem halben Jahr soll sich der Konkurrenzkampf jedoch „im vernünftigen Rahmen“ gehalten haben, berichtet eine Apothekerin aus der Gemeinde. Drei der alteingesessenen Apotheken hätten sich auch mal ausgeholfen, wenn ein Medikament nicht vorrätig war. Doch seitdem Max die Würmtal-Apotheke eröffnete, herrscht Aufruhr. Zwar habe es bereits davor eigentlich zu viele Apotheken gegeben, räumt die Apothekerin ein. Doch eine weitere Apotheke sei schon „mega heftig“.

Zudem mangele es dem jungen Kollegen an sozialem Verhalten. So soll er einer Kollegin angedroht haben, sie auch noch „fertig zu machen“. Der junge Apotheker nehme allen ein Stück vom Kuchen weg, so die Pharmazeutin. Von der Apotheke des 28-Jährigen hält sie auch nicht viel: Lauter „dm-Sachen“ habe er da. Während in einer „vernünftigen Apotheke“ vor allem Arzneimittel in die Sichtwahl gehörten, würden in der Würmtal-Apotheke in erster Linie Kosmetika und andere Freiwahl-Produkte präsentiert. Sie fürchtet dennoch, dass nun einige Kunden nicht mehr in ihre Stammapotheken, sondern zu Max gehen. „Neue Geschäfte üben immer einen gewissen Reiz aus.“

Von dem Aufruhr im Kreis der Kollegen will Max allerdings nichts mitbekommen haben. „Ich konzentriere mich auf meine Apotheke“, betont der Pharmazeut. Zu seinen Konkurrenten habe er keinen Kontakt. Von ihnen sei auch keiner „rübergekommen“ und habe ihn begrüßt. Die Konkurrenzsituation sieht er entspannt. „Wenn man berücksichtigt, dass auch Krailing, das sich nahtlos an Planegg anschließt, zum Einzugsgebiet gehört, sieht die ganze Situation nicht mehr so schlimm aus“, entgegnet er.

Von den Planeggern werde seine neue Würmtal-Apotheke jedenfalls „sehr gut angenommen“, sagt er. „Wir liegen im Plan.“ Sowohl die Kunden- als auch die Umsatzzahlen stimmten mit den Vorgaben des Businessplans überein. „Wir liegen sogar etwas drüber“, so der Apotheker zufrieden. Nach wie vor nehme die Zahl der Kunden stetig zu.

Nach der Eröffnung seiner Apotheke habe es aber auch seitens der Kunden vereinzelte kritische Stimmen gegeben, räumt Max ein. Manch einer sei nur deshalb in die Apotheke gekommen, um ihn zu fragen, warum er sich zu diesem Schritt entschlossen habe – wo es doch offensichtlich keinen Bedarf für einen weitere Apotheke im Ort gebe. Den Skeptikern habe er erklärt, dass es eben verschiedene Arten von Apotheken gebe. „Wir unterscheiden uns vor allem in den Leistungen, die wir anbieten“, erklärt er. Die sehr gute Lieferfähigkeit, schneller Botendienst, barrierefreier Zugang und ein „24-Stunden-Terminal“, an dem Kunden ihre Medikamente rund um die Uhr abholen können: Das hätten seine Konkurrenten nur zum Teil oder gar nicht. Letztendlich würde die Kunden entscheiden, welcher Apotheke sie auf lange Sicht den Vorzug geben.

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